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Glaubwürdigkeit des Beschuldigers erschüttert

Überraschende Aussagen des 15-jährigen Hauptbelastungszeugen im Jackson-Prozess


Santa Maria (dpa). Wende im Missbrauchsprozess gegen Michael Jackson? Jackson-Anwalt Thomas Mesereau konnte die Glaubwürdigkeit des jungen Beschuldigers stark in Zweifel ziehen. Im Kreuzverhör räumte der 15-Jährige ein, seinem Lehrer mehrfach erzählt zu haben, er sei von Jackson nie belästigt, sondern nur gut behandelt worden. Mesereau führte außerdem vor der Jury aus, dass der Junge als schwieriger, undisziplinierter Schüler galt, über den sich viele Lehrer beschwerten. Der frühere Krebspatient gab zu, dass er sich häufig mit seinen Lehrern stritt.
»Ich habe ihm gesagt, dass Michael Jackson mir nie etwas getan hat«, gab das angebliche Missbrauchsopfer vor der Jury im Gericht von Santa Maria aus einem Gespräch mit seinem Lehrer im Frühjahr 2003 zu Protokoll. Der Lehrer könne von der Verteidigung als Zeuge vorgeladen werden. Die Anklage sei von der Aussage des Jungen überrascht gewesen, kommentierte ein Prozessbeobachter.
Noch am vergangenen Donnerstag hatte der Teenager den 46-jährigen Sänger schwer beschuldigt. Im Zeugenstand schilderte der Junge, wie Jackson ihn unsittlich berührte, zur Masturbation aufforderte und ihm häufig Alkohol zu trinken gab. Der Missbrauch soll im Frühjahr 2003 auf Jacksons Neverland Ranch stattgefunden haben.
Jetzt lieferte sich der Junge sich teils heftige Wortgefechte mit Mesereau. Der Verteidiger warf dem Beschuldiger vor, dass er auf Jacksons Neverland Ranch Alkohol gestohlen, sich heimlich Porno-Videos angeschaut und zusammen mit einem anderen Jungen masturbiert habe, als Jackson nicht zu Hause war. Der Junge wies dies energisch zurück. Er habe aber jedes Mal bei Treffen mit Jackson Alkohol getrunken, bekräftige er seine Vorwürfe.
Jackson war in Begleitung seiner Eltern pünktlich vor Gericht eingetroffen. Der in einem roten Jacket gekleidete Popstar wirkte entspannt und winkte wartenden Fans zu. Beim Verlassen des Gerichts sagte Jackson, dass sein Rücken sehr steif sei und ihm Schmerzen bereite. Am vergangenen Donnerstag hatte er sich wegen Rückenschmerzen in einem Krankenhaus behandeln lassen.
Mesereau setzte seine Strategie fort, die Glaubwürdigkeit der Kläger-Familie zu erschüttern. Bereits in seinem Eröffnungsplädoyer hatte der Anwalt die Familie des Jungen als lügnerisch dargestellt, die Anschuldigungen erfinde, um von Jackson Geld fordern zu können.

Artikel vom 16.03.2005