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Der traurigste Tag im Leben

»Die syrische Braut« ist eine Mischung aus Drama und Farce


Bräute und Hochzeiten sorgen im Kino normalerweise für romantische Umstände und Tränen des Glücks. Eine Hochzeit auf den von Israel besetzten Golanhöhen sieht aber anders aus: In »Die syrische Braut« ballen sich persönliche, religiöse und bürokratische Gegebenheiten zu einer faszinierenden Festmischung aus Drama und Farce. Ganz in Weiß und trotzdem unglücklich durchlebt die Braut an einem Tag die komplizierte und absurde Situation des Nahen Ostens.
Doch trotz aller Probleme begeistert der Film mit Stärke und Humor. »Monas Hochzeitstag war der traurigste Tag ihres Lebens. Sie wusste: Wenn sie die Grenze einmal überschritten hatte, würde sie niemals zurückkehren.« Der erste Satz des Drehbuchs des israelischen Regisseurs Eran Riklis und der Palästinenserin Suha Arraf überspannt die ganze Geschichte. Denn Mona, eine junge, schöne Frau aus einem Dorf im Golan, gehört der islamischen Religionsgemeinschaft der Drusen an. Weil Drusen nur untereinander heiraten dürfen, hat die Familie ihr einen entfernten Cousin aus Syrien als Bräutigam ausgesucht.
Mona kennt den Mann, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen soll, nur von Fotos. Er darf aus dem Feindland Syrien nicht nach Israel einreisen, und Monas Pass wird bei der Einreise nach Syrien ungültig: Bewacht von Armeeposten, kann die Hochzeit nur an der Grenze gefeiert werden - falls es Mona überhaupt gelingt, den Weg durch Barrieren und das mit Minen gespickte Niemandsland zu gehen.
Doch es ist nicht nur der Wahnsinn der politischen Großlage im Krisengebiet Golan, der sich an Monas Beispiel zeigt. Auch die Beziehungen innerhalb der Familie sind heikel. Alle kämpfen hier gegen Grenzen: Monas Vater rebelliert gegen die israelische Besatzung. Sein Sohn Hattem arbeitet in Russland und gilt bei den Drusen als Verstoßener, weil er eine Nicht-Drusin geheiratet hat. Mit ihm darf eigentlich niemand ein Wort wechseln. Das größte Leid trifft aber die Frauen zwischen Politik und Tradition.

Artikel vom 17.03.2005