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Öde Asphaltplätze nun tolle Spieloasen

Stadtwerke-Stiftung sorgte für Anschubfinanzierung bei Umgestaltung von Schulhöfen

Senne (ho). »Unfassbar, wie schön das alles geworden ist«, Sabine Lamottke, Vorsitzende des Fördervereins der Bahnhofschule Senne, lobte bei der Vorstellung des »neuen« Schulhofes das hervorragende Zusammenwirken von Lehrern, Eltern, Kindern, Ideenwerkstatt Lebens(t)raum e.V. und Stadtwerke-Stiftung für Umwelt und Sport. Letztere hatte mit einer Anschubfinanzierung von 5 000 Euro dafür gesorgt, dass der Umgestaltungsprozeß in Gang kam, aus einer großen, öden Asphaltfläche eine naturnahe Landschaft mit vielen Bewegungsspielmöglichkeiten wurde.

»Schule in Bewegung zu bringen« ist genau das Ziel der Ideenwerkstatt Lebens(t)raum und der Stiftung der Stadtwerke Bielefeld. Im Rahmen eines gemeinsamen Wettbewerbs wurden unter 15 Schulen drei ausgewählt (die Grundschulen Stapenhorst, Hillegossen und eben Bahnhofschule Senne). »Das waren die, die es am nötigsten hatten, außer Rennen gab es keine Bewegungsmöglichkeiten«, sagt Andrea Vahrenhorst, Geschäftsführerin von Lebens(t)raum e.V. Und das hat sich jetzt verändert. Hügellandschaften, Natursteinatrien, Holzpalisaden und Kletterbäume »verführen« die Kinder, die früher in den Pausen oft nur wild herum rannten, aggressiv waren und sich oft verletzten, zum Spielen miteinander in den naturnahen Anlagen.
»Der Einsatz verschiedener Gestaltungselemente wie Findlinge, Holzstämme und Erdmodellierungen fördert vielfältige körperliche Tätigkeiten wie balancieren, hangeln, springen, tasten oder schaukeln. Dadurch wirken wir Haltungsschäden und mangelnder Körperkoordination entgegen, die bei Kindern immer häufiger zu beobachten sind«, meint Andrea Vahrenhorst. Zudem werde die Fantasie der Schülerinnen und Schüler angeregt, sich selbst Gedanken über Bewegungsspiele zu machen.
Nach dem Wettbewerb startete im März 2003 die eigentliche Umgestaltungsarbeit. Zunächst sammelten die Beteiligten der einzelnen Schulen in einem Planungsprozeß Ideen für einen naturnahen Schulhof. Danach entstanden Planzeichnungen von Landschaftsarchitekten der Ideenwerkstatt. Im zweiten Halbjahr 2003 ging es dann an die praktische Umsetzung. »Baukreise«, zusammengesetzt aus Lehrern und Eltern bereiteten die Arbeitseinsätze vor, modellierten das Gelände, organisierten Material und Geräte und zusätzliche Sponsoren für die Finanzierung der Projekte, die bis zu 75 000 Euro kosten. Ursula Kaminski-Heier, Leiterin der Bahnhofschule: »Eine tolle Erfahrung, mit wie viel Einsatz und Elan alle bei der praktischen Umsetzung dabei waren, kräftig Hand anlegten. Wir waren einfach erstaunt, welche Ressourcen es bei den Eltern gibt«.
Das bestätigten auch die Vertreter der beiden anderen Schulen. Dr. Birgit Hollersen-Nowitzki vom Förderverein der Stapenhorstschule: »Insgesamt hat sich auch die Atmosphäre an der Schule deutlich verbessert. Die Schule ist im wahrsten Sinne des Wortes in Bewegung gekommen«. Und Dirk Brokamp vom Förderverein der Grundschule Hillegossen gewinnt dem Projekt »nur Gutes« ab: »Gerade in Hillegossen, wo es für Kinder nichts gibt, hat sich die unheimlich gute Zusammenarbeit sehr positiv ausgewirkt, die Spiellandschaften werden hervorragend angenommen«.
Das bestätigt auch eine Evaluation des Projektes, Bewegungsmuster und Sozialverhalten der Kinder haben sich deutlich verändert. Kerstin Wolffgardt von der Stadtwerke-Stiftung. »Unsere Ziele sind dank des Engagements aller Beteiligten voll erreicht, hier ist etwas Dauerhaftes geschaffen worden«. Sie lobte zudem »die findigen Aktionen« der Schulen, um die Projekte zu finanzieren. »Ich wünsche mir, dass die Schulen auch nach Abschluss des Projektes weitermachen und noch mehr naturnahe Bewegungsanreize auf ihre Schulhöfe bringen«. Positive Reaktionen gibt es auch aus dem Umfeld der drei Schulen, Besucher loben die »neue Ästhetik« der umgestalteten Schulhöfe. Und auch andere Schulen haben das Projekt mit Bewunderung verfolgt. Andrea Vahrenhorst: »Nötig wäre ein derartiges Projekt noch bei sehr vielen Schulen«.

Artikel vom 16.03.2005