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»Rote« stecken
in der Krise

Heidfeld bei Alonso-Sieg Dritter

Sepang (dpa). Nach dem schlechtesten Saisonstart seiner Karriere wird Rekordweltmeister Michael Schumacher von Bruder Ralf schon abgeschrieben.

Während Fernando Alonso in der Hitze von Sepang in seinem Renault als erster Spanier an die WM-Spitze raste und den Großen Preis von Malaysia mit einem Start-Ziel-Sieg vor dem Italiener Jarno Trulli im Toyota und Nick Heidfeld (Williams-BMW) gewann, spottete der im zweiten Toyota auf Platz fünf gefahrene Ralf Schumacher vollmundig: »Für mich ist Ferrari zu weit weg von der Spitze. Es ist unrealistisch, dass sie noch um den WM-Titel kämpfen werden. Aber das schadet der Formel 1 nicht.«
Der enttäuschte Michael Schumacher, der von Platz 13 gestartet war, beendete seine Aufholjagd auf Rang sieben. Immerhin ergatterte der siebenmalige Weltmeister nach seiner Nullnummer in Australien die ersten beiden WM-Zähler. »Das war ein hartes Stück Arbeit für zwei Punkte, aber mühsam ernährt sich das Eichhörnchen«, meinte der 36-Jährige. »Die Situation ist schwierig, aber sicher nicht hoffnungslos.« Im Rennen war Schumacher mit seinem modifizierten Vorjahresmodell eineinhalb Sekunden pro Runde hinter der Spitze.
Die Schadensbegrenzung der »Roten« gelang aber nur, weil sich Melbourne-Gewinner Giancarlo Fisicella (Italien) im Renault und Mark Webber (Australien/Williams-BMW) im Kampf um Platz drei bei einer spektakulären Karambolage die Autos demolierten und bei Kimi Räikkönen (Finnland) im McLaren-Mercedes nach einem Plattfuß (Ventilschaden) bei der Jagd nach einer Topplatzierung die Luft raus war.
Die schaffte dafür Nick Heidfeld, der nach einem Fehler in der Qualifikation nur drei Plätze vor Schumacher gestartet war. Nach 56 Runden mit 310,408 Kilometern lag der Mönchengladbacher im längsten Saisonrennen als Dritter 32,199 Sekunden hinter Alonso, der nach 1:31:33,736 Stunden seinen zweiten Grand-Prix-Erfolg feiern durfte. »Ich denke, ich habe eine echte Chance, den WM-Titel zu gewinnen«, sagte der Spanier. Der 26-jährige Heidfeld fuhr zum zweiten Mal nach Brasilien 2001 auf das Podium.
»Das war das aufregendste Rennen, dass ich je in der Formel 1 gefahren bin«, sagte Heidfeld, der sich hochdramatische Rad-an-Rad-Kämpfe mit Ralf Schumacher und seinem Teamkollegen Webber lieferte. Selbst Probleme mit der Trinkflasche konnten den Williams-BMW-Neuling in der Gluthitze nicht stoppen. »Es ist schön, diesen Härtetest mit einem Podiumsplatz bestanden zu haben«, sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen.
Ein starkes Rennen zeigte auch Ralf Schumacher in seinem Toyota. Obwohl er sich bei einem Zweikampf mit Webber seinen Frontflügel beschädigt hatte, gelang dem 29-Jährigen zusammen mit Trulli ein Traumergebnis für das neue Team. »Wir sind erst am Anfang«, kündigte er an und nutzte die Gunst der Stunde zur Abrechnung mit seinen Kritikern: »Auch wenn das immer wieder behauptet wird, ich bin nicht wegen des Geldes zu Toyota gegangen.«
Auch wenn noch 17 Rennen zu fahren sind, die Momentaufnahme zeigt Ungewohntes: Ralf Schumacher (4 Punkte) ist Achter der Fahrerwertung hinter Heidfeld (6). Sein Bruder dagegen liegt als Elfter schon 14 Punkte hinter Alonso (16) zurück. Fisichella (10) ist Zweiter vor den mit acht Zählern punktgleichen Trulli und Schumachers Teamkollegen Rubens Barrichello. Der Brasilianer musste seinen Ferrari kurz vor Rennende wegen technischer Problem in die Garage steuern - das Ferrari-Debakel war perfekt.
»Nach einem solchen Rennen gibt es keine Entschuldigung«, sagte Team-Direktor Jean Todt. Der Franzose kündigte einen weiteren Test mit dem F2005 und den Bridgestone-Reifen in Mugello an. Schumacher höchstpersönlich will den neuen Wagen in der nächsten Woche erstmals fahren. Ärger für die Scuderia gab es nach der Pleite auch noch von acht anderen Teams, die eine freiwillige Testbeschränkung der Italiener fordern. Ferrari hat sich als einziges Team geweigert, das Goodwill-Abkommen der Rennställe zu unterschreiben. Schumacher sehnt indes das neue Auto herbei. Doch weiß er aber auch, dass dies nur wenig Sinn macht: »Solange es nicht fertig ist, ist es nicht fertig.«

Artikel vom 21.03.2005