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Das Fahrrad denkt mit
Beim »Smover«-Konzept von Shimano schaltet und waltet der Computer
HighTech ist längst auch im Fahrradbau der Normalfall. Der weltweit tätige japanische Komponenten-Hersteller Shimano hat jetzt jedoch einen ziemlichen Sprung in Richtung Zukunft getan. Das Konzept »Smover« macht das Radeln »vollautomatisch«.
Natürlich: Weiterhin muss in die Pedale getreten werden - sonst würde das Gerät mit den beiden Laufrädern wohl Moped heißen. Aber das Treten soll dank »Smover«-Konzept (smart way of moving - sanfte Art der Fortbewegung) so komfortabel sein wie nie zuvor.
»Am schönsten war Fahrrad fahren« - die »Smover«-Werbung schwelgt in Nostalgie. Auf alten Schwarzweiß-Fotos umlagern Kinder ihre Freunde, die stolz wie Oskar ihr Radl präsentieren. »Am schönsten ist Fahrrad fahren«, geht's dann weiter - mit den Modellen namhafter Fahrradhersteller, welche das »Smover«-Konzept bereits umgesetzt haben.
Und was ist nun neu? Nicht mehr und nicht weniger, als dass Shimano den Computer ins Fahrrad, genau gesagt ins Rahmenrohr integriert hat. Wie bei Automatik-Autos sorgt dieser Rechner dafür, das stets der richtige Gang auf der Kurbel liegt, die Wechsel sanft und ohne Zutun des Fahrers oder der Fahrerin geschehen. Doch nicht nur das: Auch Federung und Beleuchtung passen sich beim Smover-Fahrrad selbsttätig an, ohne dass sich der Fahrer darum kümmern muss. Shimano verpricht einen »verblüffenden Fahrkomfort«.
»Mit dem Konzept haben wir einen alten, unvergessenen Kindheitstraum vieler Menschen wieder belebt - das mühelose Dahingleiten auf zwei Rädern«, sagt Vertriebsmanager Peter Kreuder. Herzstück ist das System »DI2«, mit dem Shimano den mechanischen Anbauteilen eine vollelektronische Steuerung hinzugefügt hat. »DI2« steht für Digital Integrated Intelligence: Sensoren vermitteln dem Computer ununterbrochen Informationen über Krafteinsatz, Geländebeschaffenheit sowie Tempo und passen die Einstellungen am Rad entsprechend an. Der Rechner erhält seine Energie von einem Dynamo in der Radnabe, kommt daher ohne Batterien aus.
Von den Schaltvorgängen und Veränderungen in der Dämpfung merke der Fahrer unterwegs fast nichts, sagt Kreuder. Er müsse lediglich zu Beginn der Tour auf seinem Display am Lenker, dem »Flight Deck«, aus drei Programmen per Knopfdruck das für ihn passende auswählen. Naturburschen können die Elektronik aber auch jederzeit deaktivieren und dann weiterfahren wie mit jedem anderen Fahrrad auch. Das »Flight Deck« bietet natürlich auch die Funktionen eines herkömmlichen Fahrradcomputers: Kilometerzähler, Geschwindigkeitsanzeige, Uhrzeit.
Beim »Smover«-Kauf hat der Kunde die Wahl zwischen ganz unterschiedlichen Modellen, je nach Anbieter und Hersteller. Auf dem deutschen Markt werden »Smover« von folgenden Produzenten angeboten: Gazelle, Giant, Kalkhoff, Kettler, Koga Miyata, Multicycle, Staiger, Steppenwolf und Villiger. Wer damit sanft durch den Fahrradsommer gleiten möchte, muss Anschaffungskosten zwischen etwa 1000 und 2700 Euro kalkulieren. Ingo Steinsdörfer

Artikel vom 16.04.2005