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Freispruch
entsetzt
auch Unger

Fall Kenteris/Thanou

Athen (dpa). Der Freispruch für die des Doping verdächtigten Sprinter Konstantinos Kenteris und Ekaterini Thanou stößt nicht nur in Griechenland auf Unverständnis.

Die Entscheidung »schlug wie eine Bombe ein«, meinte am Samstag die politische Zeitung »Ta Nea«. Am Vorabend hatte auch der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) mit Befremden reagiert und bekannt gegeben, dass er sich das Recht vorbehält, den Beschluss vor dem Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne (CAS) prüfen zu lassen.
Scharf reagierte die linksliberale Zeitung »Eleftherotypia«: »Die Justiz-Wissenschaft wurde abgeschafft!«, titelte das Blatt. Kenteris und Thanou seien »fein raus«. Alles sei auf den »Buckel« ihres Trainers Christos Tzekos »geladen« worden, hieß es. Der griechische Leichtathletik-Verband (SEGAS) hätte zur »allgemeinen Verwunderung zwar einen Drahtzieher, aber keine Täter entdeckt«.
Nach dem Urteil des SEGAS liegt die Schuld am Nicht-Erscheinen des Duos zu einer Doping-Kontrolle einen Tag vor Beginn der Olympischen Spiele in Athen im August 2004 bei Trainer Tzekos. Die Informationskette über den Antrag der WADA für eine Doping-Kontrolle sei »beim Trainer stecken geblieben«, meinte »Goal«. Das Sportblatt, das anders als die meisten anderen Zeitungen den beiden Sprinter-Helden Griechenlands beisteht, hebt darüber hinaus hervor, dass auch bei zwei anderen Fällen, in denen die Welt-Antidoping-Agentur (WADA) versucht hatte, Kenteris und Thanou zu kontrollieren, »mangelhaft und falsch« seitens der Kontrolleure gehandelt worden sei. »In keinem Fall haben WADA-Kontrolleure Kenteris und Thanou persönlich getroffen, um die Kontrolle durchzuführen«, meinte das Blatt.
Tzekos, der für schuldig befunden wurde und für vier Jahre die Trainer-Lizenz verlor, erklärte im Radio, ihn interessiere nur, dass Kenteris und Thanou »nun endlich freigesprochen worden sind«.
200-m-Hallen-Europameister Tobias Unger hat einen Boykott angekündigt: »Ich werde bei keinem Meeting starten, bei denen Kenteris antritt.« Mit Verwunderung hätten sein Trainer Micky Corucle und er die Entscheidung aufgenommen. »Die brauchen ihre Helden«, sagte der 25-Jährige.

Artikel vom 21.03.2005