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Stark in der Sache, milde in der Art: Herbert Koitka ist im Alter von 91 Jahren gestorben.

Mann des Ausgleichs und Anwalt der Bürger

Altbürgermeister Herbert Koitka gestorben

Von Manfred Matheisen
Bielefeld (WB). Der ehemalige Bielefelder Bürgermeister und Ehrenvorsitzende der CDU, Herbert Koitka, ist am Montag im Alter von 91 Jahren verstorben.

Der im ostpreußischen Saugen geborene Postoberamtsrat a.D. hat in seiner politischen Arbeit Anerkennung über die Parteigrenzen hinweg erworben. Er war ein Mann des Ausgleichs, blieb auch in der hitzigsten Debatte besonnen. »Stark in der Sache, milde in der Art«, lautete seine Devise. Die Kommunalpolitik fasste er als »Arbeit für die Menschen in Bielefeld« auf. Er verkörperte schon Bürgernähe, als dieser Begriff noch längst nicht zum Modewort geworden war. Koitka war geprägt von demokratischer Gesinnung und preußischem Pflichtbewusstsein.
Nach dem Abitur trat Herbert Koitka in Königsberg in den gehobenen Postdienst ein. 1938 wurde er nach Bielefeld versetzt. Der Krieg unterbrach seine berufliche Laufbahn. Erst 1948 kehrte er aus der Gefangenschaft zurück. 1955 trat er in die CDU ein, wurde 1961 in den Rat der Stadt gewählt, dem er mehr als 20 Jahre angehörte. Von 1972 bis 1979 repräsentierte Koitka Bielefeld als Bürgermeister.
Zwei Mal, 1973 und 1975, kandidierte er für das Amt des Bielefelder Oberbürgermeisters.Er unterlag zwar zunächst Herbert Hinnendahl, dann Klaus Schwickert, erwarb sich aber ob seines fairen Wahlkampfes Achtung auch bei seinen Gegnern. Die CDU wählte Koitka 1980 zu ihrem Ehrenvorsitzenden. Noch bis zum vorigen Jahr besuchte er die Parteitage, nahm mit der Gelassenheit des Alters Anteil an der aktuellen Politik.
Neben seinem politischen Engagement und der Mitarbeit in zahlreichen Ausschüssen setzte sich Koitka als Mitglied der Kreisvereinigung der ostdeutschen Landsmannschaften für die Belange der Vertriebenen ein. In seinen späten Jahren übernahm er zudem ehrenamtliche Aufgaben beim VfL Oldentrup. »Seitdem ich dort ein kleiner Funktionär geworden bin, fühle ich mich zunehmend jünger. Sollte sich dieser Prozess fortsetzen, ist nicht auszuschließen, dass ich eines Tages wieder Fußballschuhe anziehe«, kommentierte er einmal das Engagement mit dem ihm eigenen trockenen Humor. Für seinen ehrenamtlichen Einsatz wurde Herbert Koitka 1983 von dem damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Artikel vom 16.03.2005