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Wer Spanisch kann, kann Spanisch!

Helge Schneider mit Musik und Slapstick in der Stadthalle


Bielefeld (bri). Was für ein Abend. Am vergangenen Sonntag machte Helge Schneider mit seinem neuen Programm »Füttern verboten« auch in Bielefeld Station. Die Zuschauer in der voll besetzten Stadthalle bekamen an diesem Abend eine Show mit Musik, Comedy und sogar Slapstick erster Klasse geboten. Allround-Entertainer Helge war gut drauf und hatte zudem noch jemanden mitgebracht: Bodo Oesterling, der, mit einem roten Zirkusdress angetan, beinah die gesamte Show über als »Praktikant« am Rand der Bühne saß und nur regelmäßig dem Meister, dem erklärten »Teeisten« Tee bringen (»Krieg ich schon Tee? Du siehst doch, dass ich vertrockne!«) und einen Hocker an die richtige Stelle tragen durfte. Zudem wurde er mehrmals ermahnt, auch ja an sein »Berichtsheft« zu denken. Erst ganz zum Schluss sollte auch Bodo seinen »Starauftritt« erhalten, als er mit einer bizarren Kostümierung im Takt der Musik über die Bühne hüpfte.
Von Anfang an entführte Helge Schneider sein Publikum in seine eigene Welt, in der tiefschürfende Weisheiten, wie »ohne Menschen wäre die Stadt menschenleer« und »wer Spanisch kann, kann Spanisch« gelten und in der ein riesiges Vergrößerungsglas Helge schon mal verwirren kann. An der Ostsee habe er dieses seltsame Ding gefunden, das er erst für eine versteinerte Qualle hielt. Aber mit Hilfe eines Optikers, der ursprünglich aus Bielefeld stammte, habe er herausgefunden, worum es sich in Wirklichkeit handele: die Kontaktlinse eines Walfisches.
Große Begeisterung bricht aus, als Helge ankündigt, seinen bekannten, alten Hit »Katzeklo« singen zu wollen. Alle sollen und wollen mitsingen, aber dies gestaltet sich etwas schwierig, denn der Entertainer, der sich selbst gleichzeitig auf Klavier und Xylophon begleitet, variiert Melodie und Text und fügt spontan noch einige Strophen hinzu (»die Katze ist ein Machtmensch!«). Allerdings tut das der Begeisterung keinen Abbruch, im Gegenteil, das Lied wird zum ersten Höhepunkt des Abends und mit viel Applaus und begeisterten Rufen bedacht. Zudem beweist Helge Schneider wieder einmal, was für ein grandioser Musiker er ist.
Aber auch als Entertainer macht er eine gute Figur. Nie hat man das Gefühl, einem einstudierten Programm beizuwohnen, das lediglich heruntergespult wird. Wenn Helge seine Geschichten zum Besten gibt und dabei von »Höcksken auf Stöcksken« kommt, hat man eher das Gefühl einem gerade erst ausgedachten, einmaligen Programm bei zu wohnen, in dem auch Platz für spontane Aktionen bleibt. Zudem sind auch Helges Blödeleien, nicht immer bloßer Klamauk, sondern durchaus mit Hintersinn und teilweise mit schwarzem Humor gespickt.
Grandios ist an diesem Abend sein »Duett« mit Udo Lindenberg, den Schneider perfekt imitiert (»Keine Panik!«). Mit Klavier, Mundharmonika und Xylophon begleitet Helge das »Protestlied«, das zu dem Schluss kommt, die Erderwärmung hänge nur damit zusammen, dass die Leute alle so dicke Pullover tragen. Auch der Song, den er als Zugabe auf seiner babyblauen E-Gitarre zum Besten gibt, ist ein »Gesellschaftsliedkritisches, wie alle meine Lieder«.

Artikel vom 15.03.2005