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Ein Hoch auf
das »alte Eisen«

Trickfilmkomödie »Robots«


Die Schrauben sind locker in diesem Trickfilm »Robots«, der heute startet und allen Erwartungen zuwiderläuft, die der Titel eventuell weckt. Denn seine Helden sind keine roboterhaft tumben, glänzenden Maschinen, sondern muntere, aber ziemlich marode Metaller, die fortwährend mit chronischen Gebrechen kämpfen: mit Beulen, abblätternder Farbe und rostenden Gelenken.
Regisseur Chris Wedge, der für seinen Kassenknüller »Ice Age« blütenweiße, saubere Eiszeitkulissen bestellte, wendet nun die ganze Kunstfertigkeit der High-Tech-Computeranimation auf, um die Patina von »Low Tech« zu simulieren. Die Story dreht sich um den genialen Tüftler Rodney Copperbottom, der aus der schäbigen Blechklasse stammt. Er verlässt seine Eltern und zieht in die Metropole Robot City, um sein Vorbild, den Erfinder Bigweld, zu treffen. Doch der hat seinen Konzern in die Hände eines chromblitzenden Jungkapitalisten gelegt.
Der fiese Ratchet will alle »Rusties«, die sich keine teuren »Upgrades« leisten können, in die Schrottpresse treiben und verhindert den Verkauf von günstigen Ersatzteilen. Rodney verbündet sich mit einer Clique von Auslaufmodellen, die sich im Underground von Robot City verstecken - und flickt jeden zusammen, dessen Garantie abgelaufen ist.
Wem je das höhnische Lachen eines Verkäufers im Ohr klang, den man um ein Ersatzschräubchen für irgendeine Apparatur gefragt hat, dem ist dieser Appell wider die Wegwerfgesellschaft zutiefst sympathisch. Die Rahmenhandlung bedient zwar pflichtschuldigst die üblichen Hollywood-Formeln und singt das Hohelied von Familie, Self-Made-Aufsteigern und dem Glauben an sich selbst. Doch die Analogien zwischen Roboter- Universum und der realen Welt sind sowohl witzig wie ungewohnt gesellschaftskritisch. In den »Upgrades« ist unschwer eine Parodie auf Schönheitschirurgie zu erkennen, im Roboter-»Müll« ganz unten eine Anspielung auf die Zweiteilung der Gesellschaft und auf Obdachlose, die durchs soziale Netz fallen.
Doch Leben heißt Reparieren und Improvisieren in dieser Familienkomödie, die mit spürbarer Liebe und Sorgfalt den nostalgischen Charme von altem Eisen wiederentdeckt. Die etwas lahme Story ist mit so viel kreativen Details unterfüttert, dass garantiert auch bei Erwachsenen keine Langeweile aufkommt.

Artikel vom 17.03.2005