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Festtage auf
Heiligem Berg

Kloster Andechs feiert Jubiläum

Von Maria Marquart
München (AP). Auf dem Heiligen Berg zu Andechs am Ammersee herrscht Festtagsstimmung. Doch diesmal feiern nicht nur die Biergartenbesucher der Klosterbrauerei, sondern auch die Mönche. Denn ihr Kloster gibt es seit 550 Jahren.
Malerischer Anblick: das Kloster Andechs am Ammersee in Bayern. Foto: dpa

Der Wallfahrtsort ist seit langem auch eine Pilgerstätte für Touristen. Doch das Bild von Andechs als friedlicher Klostergemeinschaft trübten im vergangenen Jahr erbitterte interne Streitigkeiten und geschäftliche Turbulenzen.
Seine Anziehungskraft verdankt Andechs ursprünglich Reliquien aus dem Heiligen Land, die der Legende nach der Ahnherr des Andechser Grafengeschlechts im zehnten Jahrhundert nach Bayern brachte. Die Wittelsbacher stifteten am 17. März 1455 das Kloster und beauftragten Benediktinermönche mit der Betreuung der Wallfahrt. Im 15. Jahrhundert verlieh der Herzog dem Andechser Berg den Namen »Heiliger Berg«. Mitte des 19. Jahrhunderts stiftete König Ludwig I. die Benediktinerabtei St. Bonifaz in München und schenkte ihr das Gut Andechs als wirtschaftliche Lebensgrundlage.
Noch größere Popularität und wirtschaftlichen Erfolg verdankt das Kloster am Ammersee vor allem aber weltlichem Genuss: dem Bier. Bereits im Mittelalter begannen die Mönche mit dem Brauen. Bis heute haben sie sieben Biersorten kreiert. Jährlich werden 115 000 Hektoliter verkauft.
Jedes Jahr pilgern 1,5 Millionen Menschen zur Klostergaststätte und zum Biergarten auf den Heiligen Berg. Maßgeblich beteiligt an diesem Erfolg war Pater Anselm Bilgri. Der Gastwirtssohn war von 1986 bis 2004 Wirtschaftsleiter der Abtei St. Bonifaz in München und Andechs. In dieser Zeit baute er die Brauerei und Gastwirtschaft des Klosters aus, gründete die Gasthauskette »Der Andechser« und verkaufte Lizenzen für die Produktion von Schnaps und Käse. Nebenbei schrieb der umtriebige Mönch Bücher, veranstaltete Seminare für ausgelaugte Manager und bekam im Bayerischen Rundfunk eine eigene Talk-Show. Manchem Mitbruder war das wohl zu viel. Denn im Jahr 2003 verlor der heute 52-jährige Bilgri bei der Abtwahl gegen den 17 Jahre jüngeren Pater Johannes Eckert. Dieser entzog dem Konkurrenten Schritt für Schritt die wirtschaftliche Verantwortung. Dunkle Wolken zogen über dem Heiligen Berg auf und entluden sich im vergangenen Jahr in einem gewaltigen Gewitter. Bilgri flüchtete in ein »Sabbatjahr«.
Der neue Abt setzte Mönche seines Vertrauens in Schlüsselpositionen. Ende Juli stellte der Abt Insolvenzantrag für die Kloster Andechs Gastronomie AG, zu der auch die Gasthäuser »Der Andechser« gehören. Anselm Bilgri trat im Juli 2004 aus dem Kloster aus.
Im Jubiläumsjahr soll von alldem nichts mehr zu spüren sein. Am Donnerstag beginnt das Jubiläumsjahr mit einem Festgottesdienst in der Klosterkirche.

Artikel vom 15.03.2005