16.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fans jubeln,
Richter nicht

Sawtschenko/Szolkowy nur Achte

Moskau (dpa). Die Chemnitzer Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy haben den internationalen Durchbruch geschafft - nur die Preisrichter haben es nicht bemerkt.

»Es hat sich nichts geändert im Eiskunstlauf, auch mit dem neuen Wertungssystem nicht«, wetterte Trainer Ingo Steuer am späten Montagabend nach dem Kurzprogramm der Paare bei der WM in Moskau. Angesichts der Topleistung seiner Schützlinge bekam er von Konkurrenz-Trainern und Topläufern fast entschuldigende Glückwünsche für Platz acht vor der Kür. Nach dem technisch hochwertigen und künstlerisch anspruchsvollen Auftritt der EM-Vierten bei ihrem WM-Debüt im Luschniki-Palast gab es reichlich Diskussionsbedarf.
»Die Wertungsrichter haben sich ihre Platzierung schon vorher gemacht, da scheinen manche Angst zu haben«, schimpfte Steuer und deutete an, dass einige Juroren nicht frei von Verbandseinflüssen werten. Der Jungtrainer hat derlei Erfahrungen mit Mandy Wötzel zuhauf gemacht, bevor die Sachsen 1997 Weltmeister wurden. »Da muss etwas geändert werden«, forderte Steuer.
Besonders bei der künstlerischen Komponente - der früheren B-Note - sind Sawtschenko/Szolkowy schlecht bewertet worden. »Beim Publikum sind sie sehr gut angekommen, bei den Preisrichtern leider nicht. Das war sehr mager bewertet«, analysierte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen EislaufUnion (DEU).
Nicht äußern durfte sich DEU-Präsident Reinhard Mirmseker, der selbst im Preisgericht saß. Doch ob seine Wertung mit in die Note einfloss, weiß er selbst nicht. Nach dem neuen System geben zwölf Juroren ihr Urteil in einen Computer ein, der neun Bewertungen per Zufall auswählt. Die schlechteste und die beste Note fallen wiederum heraus. In der Theorie hört sich das gut an, in der Praxis sind die osteuropäischen Länder mit ihren Preisrichtern immer noch dominant.
So stehen vor dem deutschen Zukunftspaar mit den Weltmeistern Tatjana Totmianina und Maxim Marinin an der Spitze drei russische, drei chinesische Paare und ein polnisches Duo. »Wir müssen Geduld haben, die Anerkennung kommt später«, sagte die Ukrainerin Aljona Sawtschenko, die mit ihrem früheren Partner Stanislaw Morozow schon Junioren-Weltmeisterin war. Sie ist die treibende Kraft in der laufenden Verbindung, zieht mit ihrer Eleganz die Blicke auf sich und glänzt mit waghalsigen Sprüngen.
Genau ein Jahr nach dem Bronze-Coup von Dortmund hat sich der Erfurter Eiskunstläufer Stefan Lindemann beim Weltchampionat alle Medaillenchancen verbaut. Der wegen einer Rückenverletzung angeschlagene Thüringer verpatzte gestern seine Kurzkür und liegt nur auf Rang 18. Zwei Mal stürzte er, den Axel sprang er nur einfach. Auch der verletzte dreimalige Weltmeister Ewgeni Pluschenko stürzte und rangierte hinter dem Schweizer Stephane Lambiel und dem Franzosen Brian Joubert vor der Kür nur an dritter Position.

Artikel vom 16.03.2005