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LR Ahlen fordert
den Sieg zurück

Wettskandal: Berufung in Frankfurt

Frankfurt/Main (dpa). In der ersten Berufungs-Verhandlung im Zuge des Wettskandals will Zweitligist LR Ahlen vor dem Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die Aufhebung des Sportgerichtsurteils erreichen.

Die erste Instanz hatte das 1:0 der Westfalen über Wacker Burghausen im von Skandal-Schiedsrichter Robert Hoyzer geleiteten Spiel aberkannt. »Wir hoffen, dass das Bundesgericht unsere Argumentation anders bewertet als das Sportgericht. Denn das hat unsere Begründungen nicht hinreichend berücksichtigt«, sagte Ahlens Manager Frank Aehlig einen Tag vor der heutigen Verhandlung.
Das Sportgericht hatte eine Manipulation des Ahlener Erfolgs vom 22. Oktober 2004 als erwiesen angesehen und zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Profi-Fußballs eine Spielwiederholung wegen krimineller Machenschaften angeordnet. Gestützt hatte sich der Sportgerichts-Vorsitzende Rainer Koch (Poing) hauptsächlich auf die Aussagen Hoyzers, der für die Partie 30 000 Euro von der kroatischen Wettmafia erhalten haben soll.
Die Ahlener sehen den Betrug aber keineswegs als erwiesen an. Streitpunkt ist ein Handspiel von Burghausens Vukasin Trivunovic in der 65. Minute, das neben der Gelb-Roten Karte für den Gästespieler auch einen Strafstoß zur Folge hatte. Diesen nutzte Stank Svitlica zum Siegtor für die vom Abstieg bedrohten Ahlener. »Sowohl die Fernsehbilder als auch die Aussagen von Schiedsrichter-Beobachter Aron Schmidhuber belegen, dass es ein berechtigter Strafstoß war«, meinte Aehlig und verwies auf das jüngste Urteil des DFB-Sportgerichts. Dies hatte am Donnerstag den Einspruch des Zweitliga-Rivalen SpVgg Greuther Fürth gegen das ebenfalls von Hoyzer geleitete 0:1 vom 26. September 2004 beim MSV Duisburg abgewiesen, weil eine konkrete Spielablauf-Manipulation nicht stattgefunden habe. »Es ist interessant, wie an einem Tag die Dinge so und an einem anderen so bewertet werden«, sagte Aehlig.
Unterdessen ist der frühere Bundesliga-Profi Steffen Karl wieder auf freiem Fuß. Der ebenfalls im Zusammenhang mit dem Wett- und Betrugsskandal am Freitag inhaftierte Spieler des Chemnitzer FC wurde gestern Abend gegen Auflagen aus der Untersuchungshaftanstalt Berlin-Moabit entlassen, teilte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft mit. Karl habe sich in der Vernehmung »umfassend und differenziert eingelassen«, hieß es.

Artikel vom 15.03.2005