»Tiefe«, der dritte Kriminalroman nach Wallander, soeben erschienen
Wallander hat ausgedient, nicht aber die »Tiefe« seelischer Abgründe.
Von Reinhard Brockmann Bielefeld (WB). Lars Tobiasson-Svartman: So kann nur ein Marineoffizier heißen, den Henning Mankell als Seevermessungsingenieur Abstände messen und Abgründe auftun lässt. Kurzum, es gibt einen neuen Mankell, der wieder kein Wallander ist. Seit dem Wochenende ist »Tiefe«, das neueste Buch des schwedischen Erfolgs-Schriftstellers, auf dem deutschen Markt. Die gute Nachricht für Millionen Fans ist zugleich die schlechte Nachricht von der Verfestigung der traurigen Gewissheit, dass Kommissar Kurt Wallander und auch seine Tochter endgültig abgeschrieben sind. Längst spricht die Branche, die selbst leicht die Übersicht über die neun Kriminalfälle, sechs Afrika- und sechs Jugendbücher verliert, von der Reihe »Nach Wallander«. »Tiefe«, die aktuelle Neuerscheinung, ist nach »Rückkehr des Tanzlehrers« und »Vor dem Frost« inzwischen der dritte Kriminalroman abseits des Kommissariats im beschaulichen Ystad an der schwedischen Südspitze. »Auch das nächste Projekt wird kein Wallander- und kein Linda-Krimi sein«, sagte gestern Christina Knecht vom Zsolnay-Verlag dem WESTFALEN-BLATT. Und weil das so bitter ist für die vielen Nachfrager, verrät sie etwas mehr: »Kennedys Hirn« lautet der Arbeitstitel des dann vierten Buchs dieser Reihe. Menschliche Abgründe, nordische Landschaften und afrikanische Dramen tragen darin eine Handlung um Pharmakonzerne und Aids. Damit verfolgt Mankell eine Handlungsrichtung, die zuletzt John LeCarre/»Der ewige Gärtner« zwischen Bielefeld und Kenia einschlug.Henning Mankell, Tiefe, Zsolnay-Verlag, 2005 Wien, 21,50 Euro