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Schöpfung - einfach grandios
Einem französischen Paar gelang ein neuer, famoser Wurf - Hochgenuss voller Poesie in Bildern und Texten
Schon ihr vorausgegangenes Bilder-Buchwerk »Wunderbare Verwandlung« war ein Hochgenuss. Derlei Sinnenfreude lässt sich aber sogar noch steigern. Und eben dies gelingt den famosen Autoren, Regisseuren und Kamera-Zauberern Claude Nu- ridsany und Marie Pérennou mit ihrem wunderbaren, neuesten Meisterstück unter dem beziehungsreichen Titel »Genesis. Wo kommen wir her?«
Zauberhafte Bilder umfangen den Betrachter, nähern sich dem Mythos vom Anfang allen Seins, be- schreiben behutsam und voller Poesie das große Ganze, Materie, Atome, Liebe und Ge- burt, Leben und Vergehen, so wie es auch uns Menschen, den Erdenbewohnern auf Zeit, von der sichtbaren, fühlbaren und dennoch so faszinierend geheimnisvollen Schöpfung beschieden ist.
Die Geschichte der Schöpfung in ihren ungezählten Kapiteln ist das gewiss aufregendste Abenteuer, von dem Menschen für Menschen berichten können - und immer und immer wieder berichten sollten.
Im Wasser aufblühende Vitamin-C-Kristalle. Die orange- bis tomatenroten Frösche Madagaskars, berühmt für ihre nächtlichen Serenadenkonzerte. Die erstaunlich kampfeslustigen Meerechsen der Galapagos-Inseln. Der Liebestanz der legendären Seepferdchen, jener eigentlich ganz normalen Fische in freilich prächtiger »Verpackung«, 35 Arten in allen nur vorstellbaren Farben. Die Winkerkrabben, bei denen sich Linkshänder und Rechtshänder von der Zahl her kurioserweise in etwa die Waa- ge halten. Der bis zu 15 Zentimeter große, gehörnte Lauerjäger, der sich listig in den Boden eingräbt, so dass nur noch die Augen zu erkennen sind, damit er sich blitzschnell seine Beute schnappen kann.
All das und noch vieles mehr komponieren Marie Pérennou und Claude Nuridsany in einem berauschenden Bilderreigen zu Momenten von einzigartiger po- etischer Schönheit. Der Be-trachter und Leser wird von den Eindrücken überwältigt. Denn hier sind die verschiedenartig- sten Tiere in ihrer wahren Di- mension zu sehen, nicht nur als wissenschaftliche Studienobjekte, sondern als lebende Metaphern. Jedes dieser Geschöpfe verkörpert, versinnbildlicht gleichsam einen schicksalhaften Ausschnitt, eine Episode aus der unendlichen Geschichte, aus der ewig alten und immer wieder wundersam neuen Wechselgeschichte des Lebens. Darauf zielend haben die Autoren nach ei- genem Bekunden »die Helden« ihrer Erzählung über die Gene- sis, über die unermessliche Schöpfung also, ausgesucht.
Bei der Rollenverteilung trafen sie dabei »mitunter auch Entscheidungen, die auf den ersten Blick befremden mögen«. So wählten sie für die Foto- und Text-Sequenz über die Liebe - man denke - ausgerechnet Kröten und Spinnen...
Und das Besondere, Unvermutete an alledem: Mitten in das magische Reich der Lebewesen und ihres Entstehens, Werdens und Vergehens hinein führt einfühlsam ein großartiger afrikanischer Schauspieler, Nachfahre einer Griot-Familie aus Burkina Faso. Ein Mann namens Sotigui Kouyaté, der sich als Kind und als Weiser, als Hexer und Zauberer, als Halbgott und einfacher Sterblicher zugleich gibt. Kurzum, ein Mensch, der gleichsam für alle Menschen steht und tief über das Leben nachsinnt. Er erzählt seine eigene Ge- schichte nach - so wie letztlich jeder von uns Menschen die Genesis, die Schöpfung sozusagen nachspielt. Rolf Dressler
Ein prächtiger Wurf gelang Claude Nuridsany und Marie Pérennou mit ihrem Buch »Genesis. Wo kommen wir her?«, 144 Seiten, durchgängig vierfarbig. Es ist erschienen im Gerstenberg Verlag, Hildesheim. Preis 24,90 Euro.

Artikel vom 25.03.2005