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Viele Kliniken tief im Minus

Krankenhausgesellschaft: 250 Millionen Euro Defizit allein in NRW

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). 54 Prozent der bundesweit 2220 Krankenhäuser erwarten für 2004 »rote Zahlen«. Nach Angaben den Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) sei mit der gleichen Größenordnung von negativen Abschlusszahlen auch in diesem Jahr zu rechnen.

Die Zahl der Klinik-Insolvenzen werde ferner bis zum Jahre 2008 auf jährlich 50 steigen, sagte DKG-Sprecher Dr. Andreas Priefler dieser Zeitung. Allein die 460 Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen müssten ein Defizit von 250 Millionen Euro, hervorgerufen durch die Mehrbelastung bei Personal- und Sachkosten, verkraften, sagte der Sprecher der Krankenhausgesellschaft NRW, Lothar Kratz. Hochgerechnet bedeute dies für alle Krankenhäuser in Deutschland ein Defizit von 1,2 Milliarden Euro. Die Belastung steige noch um bis zu sieben Prozent (84 Millionen Euro), zum Beispiel durch die schlechte Zahlungsmoral der Krankenkassen sowie die Auswirkungen des neuen Arbeitszeitgesetzes.
Nach Angaben des Präsidenten der Krankenhausgesellschaft NRW, Dr. Johannes Kramer (Bielefeld), gebe es in den Krankenhäusern in Deutschland außerdem einen Investitionstau von 50 Milliarden Euro. Hiervon seien besonders die Kliniken in NRW betroffen, da das Land bei der Krankenhausförderung von 1972 bis 2002 mit 126 583 Euro pro Bett das Schlusslicht aller Bundesländer bilde. Das Geld für Krankenhaus-Investitionen sei von 1992 bis 2001 auf 316 Millionen Euro um mehr als die Hälfte reduziert worden.
Für die Förderung der Kliniken gebe NRW nur noch 26 Euro pro Kopf der Bevölkerung aus. Die anderen Bundesländer hätten durchschnittlich mehr als 46 Euro pro Kopf der Bevölkerung für Krankenhausinvestitionen aufgewandt. Dieses Geld fehle, um sich den Herausforderungen der Zukunft, wie ein neues Vergütungssystem, die ambulante Öffnung und die Telematik-Infrastruktur, einzustellen, sagte Kramer.
Die DKG hat das Gesundheitswesen insgesamt als Wachstumsbranche Nummer eins bezeichnet. Ein Aufschwung könne in den nächsten 15 bis 20 Jahren aber nur gelingen, wenn die Politik hierfür auch Anreize schaffe, sagte Priefler. Zu berücksichtigen sei, dass die Bevölkerung immer älter werde. Ferner koste gute medizinische Versorgung auch gutes Geld. Die Gesundheitsbranche und insbesondere der Krankenhausbereich müssen daher aus der Kostenfalle heraus. Da das Gesundheitswesen in erster Linie ein Wirtschaftsfaktor sei, müsse die Höhe des Geldes für die Medizin von der Höhe der Löhne abgekoppelt sowie die Zwangsbudgetierung aufgehoben werden. Nur dann könne das Wachstums- und Beschäftigungspotential genutzt werden. Im Klinikbereich nehme die Zahl der Beschäftigten weiter leicht zu. So seien die Arbeitsplätze bereits von 1,02 Millionen im Jahr 2001 auf 1,12 Millionen im Jahr 2002 gestiegen. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 15.03.2005