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Ein seltenes Erlebnis

Bielefelds Belgier Rauw durfte in Köln durchspielen

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Bernd Rauw musste sich lange zurückerinnern, ehe ihm bewusst war: »Das Aufstiegsspiel in Osnabrück war mein letztes über 90 Minuten.« Fast auf den Tag genau zehn Monate später durfte Rauw mal wieder über die volle Spielzeit ran. Endlich. Allerdings nicht in der Bundesliga sondern für Arminia Bielefelds Amateure in der Regionalliga.
Trainiert mit den Profis, spielt mit den Amateuren: Finn Holsing.

Noch nicht einmal in einer Testpartie ließ Bundesligatrainer Uwe Rapolder Bernd Rauw durchspielen. Ein oder aus: Wenn gewechselt wurde, war Rauw immer dabei. Vorausgesetzt er gehörte überhaupt zum Kader. »Mir macht es nichts aus, für die Amateure zu spielen«, hatte Rauw schon vor ein paar Wochen geäußert. Ihm gehe es vordergründig darum, Spielpraxis zu sammeln, darum sei der Einsatz im Kölner Südstadion bei den Amateuren des 1. FC für den 24-Jährigen so wichtig gewesen.
Um so schöner für ihn, dass sich sein Vater, seine Schwester und deren Freund sowie ein weiterer Bekannter aus dem keine 100 Kilometer entfernten Heimatort in Belgien auf den Weg ins Rheinland gemacht hatten, um ihrem Bernd beim Arbeiten zuzusehen.
Offenbar war der Familienbesuch auch Ansporn für den rechten Verteidiger, der defensiv fehlerfrei agierte. »Ich bin mit meiner Leistung ganz zufrieden«, bilanzierte Rauw, der den Ausfall von Christian Wieczorek als Grund für den nur unentschiedenen Spielausgang nannte. Ab der 46. Minute nahm Henning Grieneisen Wieczoreks Platz im linken Mittelfeld ein, fehlte fortan defensiv in der Zentrale als Ankurbler und Ausputzer. Diese Doppelfunktion ist genau Grieneisens Ding, »sobald ich außen spiele, bin ich nicht mehr richtig drin im Geschehen«, hat er festgestellt.
Bernd Rauw und Henning Grieneisen waren nicht die einzigen Arminen, die aus dem Profikader für die Amateure abgestellt wurden. Auch Finn Holsing, wie Grieneisen zwar schon mit Bundesligaerfahrung, zurzeit aber lediglich im Training mit dem Profikader zusammen, sowie Michael Fink und Marco Küntzel sollten in Köln helfen, die akut vom Abstieg bedrohten Amateure näher ans hintere Tabellenmittelfeld heranzuführen.
Amateur-Coach Igor Lazic urteilte: »Michael Fink hat in der Abwehr gut gespielt, hat viele Löcher gestopft. Bernd Rauw hat 65 Minuten gut gespielt, ist dann mit der Mannschaft abgetaucht.« Grieneisen und Holsing habe Lazic gegen Ende ausgewechselt, weil beide nach großem Einsatz ganz einfach platt gewesen seien.
Ob Igor Lazic auch im Heimspiel kommenden Samstag (14 Uhr) gegen Osnabrück die Profis einbauen kann, hängt von Uwe Rapolder ab. Bereits am Freitagmorgen bricht der Bundesligatross zum Auswärtsspiel nach Berlin auf (Samstag, 15.30 Uhr). Das heißt, dass voraussichtlich schon Donnerstag Klarheit darüber herrscht, wer fürs Amateur-Heimspiel gegen die Niedersachsen zur Verfügung steht.
Igor Lazic sieht die Profihilfe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. »Für die, die beim Sieg in Wuppertal so gut gespielt haben, war es schade, in Köln nicht dabei gewesen zu sein.«

Artikel vom 15.03.2005