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Fahrgast als »blöde Kuh« beleidigt

Zugbegleiter der Deutschen Bahn schon zum zweiten Mal verurteilt


Bielefeld (uko). »Entdeckerreisen«, »Bahnurlaub« oder »Deutschland und europäische Hauptstädte erleben« - die Deutsche Bahn AG hat ihre Werbung komplett auf Tipps und Angebote abgestellt. Pünktlichkeit und Kundenfreundlichkeit sind als Service passé - dazu passt dieses Urteil des Amtsgerichts Bielefeld: Ein Zugbegleiter akzeptierte am Dienstag eine Geldstrafe über 1000 Euro, weil er einen weiblichen Fahrgast beleidigt hatte.
Zu dem höchst peinlichen Vorfall war es am 24. August 2003 auf dem Bielefelder Hauptbahnhof gekommen: Die heute 26-jährige Jurastudentin Selma V. (Name geändert) war förmlich in letzter Sekunde auf dem Bahnsteig eingetroffen, sie wollte einen Regionalzug nach Hannover besteigen.
Der Zugbegleiter Harald K. (44) habe ihren Büchersack in den fahrbereiten Zug gezogen, dann sie selbst barsch am Arm gepackt und durch die Tür bugsiert. Im Zug selbst sei sie gefallen und habe sich eine Verletzung am Bein zugezogen. Statt einer Entschuldigung hatte Harald K. für die Frau nur eine Beleidigung parat: »Blöde Kuh«, beschimpfte er sie. Als die Studentin sich darüber beschwerte, wurde der Zugbegleiter obendrein unverschämt. »Ich schmeiße Sie in Herford gleich aus dem Zug«, habe der Mann ihr gedroht.
Diese Bemerkung wies Harald K. gestern zurück, die Beleidigung indes gab er zu. Amtsrichterin Michaela Kaminiski hatte vor der Verhandlung einen Strafbefehl über 1000 Euro Geldstrafe (20 Tagessätze zu jeweils 50 Euro) erlassen. Mehrfach ermahnte die Richterin nun den Zugbegleiter, den Einspruch gegen den Strafbefehl lieber zurückzunehmen. Immerhin hatte Harald K. ebenfalls im Dienst im August 2000 einen Fahrgast aus dem Zug gestoßen und ihm auf den Kopf geschlagen. Dafür musste er letztlich 4500 Mark Geldstrafe zahlen.
Nach weiteren Ermahnungen zog der Zugbegleiter seinen Einspruch zurück. Kaminski gab ihm noch folgenden Rat mit auf den Weg: »Wenn man schon einmal reingefallen ist, dann sollte man künftig im Umgang mit Kunden vorsichtig sein.«

Artikel vom 16.03.2005