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Handabzüge aus der alten Reiberpresse

Lithografien und Malerei von Barbara Croè


Von Uta Jostwerner (Text und Foto)
Bielefeld (uj). Gedanken und innere Bilder sind es, die Barbara Croè per Lithografie oder Malerei entstehen lässt. Dabei nutzt sie eine 150 Jahre alte Reiberpresse, um Handabzüge vom Stein zu machen. Auf diesem Wege entstehen mehrfarbige Lithografien von transparenter Anmutung. Die Werke sind noch bis Ostern in der Galerie an Turm zu sehen.
Die Prozedur der Lithografieherstellung nach alter Methode bedeutet für die 63-Jährige eine »Mordsarbeit«. Kaum noch jemand stellt Lithografien nach jenem aufwändigen Verfahren her. »Doch mir macht das einfach Spaß«, sagt Barbara Croè, die mit 50 Jahren noch ein Kunststudium in Osnabrück aufnahm. Mittlerweile hat sie die Technik perfektioniert.
Ihre Abzüge lassen die Mühsal der Arbeit nicht erkennen. In zumeist pastelligen, sanften Tönen bannt die Künstlerin abstrakte Gebilde von schwebender Transparenz aufs Papier. Manchmal durchzieht ein kräftiges Kaminrot ihre Arbeiten wie ein Kontrapunkt. »Mit Rot assoziiere ich Energie«, sagt Croè, die generell aber dem Betrachter die Deutung ihrer Bilder überlässt.
Eine Serie von warmen, sonnigen Tönen fällt auf. Angedeutete Naturimpressionen sind erkennbar. »Ich bin 1998 mit Beduinen durch die Wüste im Sinai gezogen. Die Ruhe, der Sand und das Licht wirken in dieser Serie nach«, erklärt die Künstlerin.
Auch das Medium der Malerei ist vertreten. Kraft und Energie sprechen aus jenen Acrylbildern, die häufig in Mischtechnik entstehen und Materialien wie Sand einarbeiten. So entsteht ein haptischer Eindruck. Die Bilder laden zum Anfassen ein.
Collagen mit reliefartiger Struktur entstehen aus handgeschöpftem Papier oder aus Gibsbändern, wie sie Chirurgen zum Schienen von Brüchen verwenden. Beide Macharten beziehen ihren Reiz aus den Spannungspolen von Materialität auf der einen und Fragilität auf der anderen Seite.

Artikel vom 19.03.2005