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Die Morddrohung
lässt sich nicht belegen

Fußballspiel 1942 in der besetzten Ukraine

Bielefeld (WB). Das vermeintliche »Todesspiel Ukraine-Deutschland« während der deutschen Besetzung 1942 war doch ein normales Fußballspiel.
Der Verdacht, dass ein SS-Mann den Ukrainern den Tod für den Fall angedroht habe, dass sie gewinnen würden, habe sich nicht belegen lassen, sagte Oberstaatsanwalt Jochen Kuhlmann dem Focus am Wochenende.
Die Legende von dem Fußballspiel zählt zu den großen Widerstands-Mythen der Ukraine, das unter der Nazi-Herrschaft schwer zu leiden hatte. Demnach spielte am 9. August 1942 ein ukrainisches Team (FC Start) gegen Top-Athleten der Wehrmacht (Flakelf).
Die ukrainische Mannschaft bestand aus ehemaligen Topspielern von Dynamo und Lokomotive Kiew. Die Legende besagt, dass die Kicker des FC Start, die zur Halbzeit mit 3:1 führten, in der Pause von einem SS-Mann den Befehl erhielten, auf keinen Fall zu gewinnen. Die ukrainische Mannschaft soll sich jedoch für die Ehre entschieden haben, obwohl sie wusste, dass nur eine Niederlage ihr Leben retten würde. Der FC Start gewann mit 5:3.
Wochen später wurden vier Start-Spieler getötet. Nach den Erkenntnissen Kuhlmanns, der drei Jahre lang sämtliche Dokumente und Aussagen zum Todesspiel bewertete, gibt es für den entscheidenden Punkt der Legende - den drohenden SS-Mann in der Kabine - »keinen Beleg«. Vielmehr sei die Atmosphäre des Spiels »durchaus freundschaftlich« gewesen. Einen Zusammenhang zwischen dem Match und den späteren Todesfällen kann Kuhlmann »nicht bestätigen«.

Artikel vom 14.03.2005