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Schüler testen
Lebensmittel

Mobile Esswerkstatt gegen Fastfood

Von Dietmar Kemper
Paderborn (WB). Wie viel Fett in der Teewurst steckt, finden Schüler mit Hilfe der mobilen Esswerkstatt heraus. Die Entwicklung der Universität Paderborn ist landesweit einmalig und fördert den experimentellen Umgang mit Nahrung.

»Viele Kinder kennen nur noch Convenience-Produkte, vorgefertigte Lebensmittel«, sagte die Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts, Sigrid Beer, dieser Zeitung. Das Essen selbst zu gestalten, sei für sie eine völlig neue Erfahrung. Dank der Esswerkstatt könnten Schüler aller Altersstufen Nahrung neu entdecken, Geschmacks- und Warentests durchführen.
Im Auftrag des Bundesverbraucherministeriums entwickelte die Fachgruppe »Ernährung und Verbraucherbildung« der heimischen Universität eine mobil in der Schule und im Klassenraum einsetzbare Esswerkstatt. Seit Sommer wird die 80 mal 120 Zentimeter große Kochzeile erprobt. Mit großem Erfolg: Inzwischen habe die AOK Berlin zwei Küchen angeschafft und setze sie in Ganztagsgrundschulen der Hauptstadt ein, berichtete Beer. Die Verwendungsmöglichkeiten seien vielfältig: Von der Sinnes- und Geschmacks-schulung über das Erkunden und Erforschen von Nahrungsmitteln und Inhaltsstoffen sowie den Umgang und die Verarbeitung von Rohstoffen und Produkten reiche die Palette bis zur Zubereitung von Speisen. Die Esswerkstatt eigne sich vor allem für Schulen ohne Fachraum und für den Projektunterricht, erläuterte Beer.
Die Kleinstküche verfügt über einen Elektroanschluss (240 Volt), ein eingebautes Ceranfeld mit zwei Kochstellen, Anschlusskabel sowie vier eingebaute Steckdosen zum Anschluss elektrischer Geräte direkt unterhalb der Arbeitsfläche.
Besteck- und Großraum-Schubladen für das Zubehör werden mitgeliefert. Vier robuste Industrierollen sorgen dafür, dass die Werkstatt wirklich mobil ist. »Die Lebensmittel müssen die Schulen selbst besorgen«, sagte Beer.
Hergestellt wird die Esswerkstatt von der Firma Müller Küchen in Altenbeken (Kreis Paderborn). Das Grundmodul, das nach Wunsch erweitert werden kann, kostet 2400 Euro. »Fünf sind bereits produziert, je mehr es werden, desto günstiger werden sie«, betonte die Wissenschaftliche Mitarbeiterin des REVIS-Projekts. In Berlin, Flensburg und Heidelberg werde die Erfindung in der Lehrerausbildung eingesetzt, bei der Landwirtschaftsmesse »Grüne Woche« in Berlin habe es viele Anfragen gegeben. Experimentelle Lebensmittellehre in den Schulen zum festen Bestandteil zu machen, sieht Sigrid Beer (49) auch deshalb als sinnvoll an, »weil viele Kinder ohne Verpflegung in die Klassen kommen«.

Artikel vom 14.03.2005