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Europa eine Seele mit
Verantwortung geben

65. Kommers der Bielefelder Korporationsverbände

Bielefeld (tb). Zum 65. Kommers trafen sich jetzt die zwölf Bielefelder Korporationsverbände in der Stadhalle. Gemeinsam mit zahlreichen Ehrengästen aus dem öffentlichen Leben - an der Spitze Bürgermeister Detlef Helling und der Vorsitzende der Universitätsgesellschaft Ortwin Goldbeck - hörten die gut 175 Gäste die Festrede von Prof. Reinhard Frieling.

Der emeritierte Direktor des Ökumene-Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland Reinhard Frieling, selbst Mitglied im Wingolf, sprach in der Stadthalle zum Thema »Europa eine Seele geben - Christliche Verantwortung in Europa«. Mit dieser Formulierung bezog sich der 68-jährige Theologe auf eine Formulierung des ehemaligen EG-Präsidenten Jacques Delors. Auch wenn sich die EU-Verfassung nicht ausdrücklich auf das Christentum beziehe, gebe es bereits jetzt gute Wege Europa im christlichen Geiste zu bestreiten, sagte Frieling.
»Mit Mut und Ermutigung haben wir gute Chancen, Europa eine Seele zu geben«, erklärte Frieling weiter. Christliche Verantwortung innerhalb der EU müsse vor allem in drei Bereichen verwirklicht werden. An erster Stelle nannte er die Versöhnung zwischen den Völkern, die durch Begegnungen und Partnerschaften gefördert werden sollten. Auch bei der sozialen Gerechtigkeit müssten die Christen ihren Teil leisten. Immerhin habe der christliche Gemeinschaftsgedanke der Humanität Europa geprägt. »Es wäre unchristlich, sich mit dem Status quo abzufinden«, nahm Frieling die Zuhörer in die Pflicht.
Schließlich gelte es auch im Bereich der Bildung der christlichen Verantwortung gerecht zu werden. »Der Staat hat darauf kein Monpol«, sagte Frieling, denn Eltern und Familie sowie die Kirche und die studentischen Verbände stünden ebenso in der Pflicht. Christliche Verantwortung in diesem Bereich bedeute, an positive Werte und Traditionen anzuknüpfen.
Die Zukunft Europas stecke aber noch in den Köpfen der Menschen, glaubt Frieling, und brauche deshalb Impulse. »Die Christen können die inspirierende Kraft sein«, präsentierte er auch einen Lösungsvorschlag, von wem diese Impulse ausgehen könnten.
»Aber wenn sie gehört werden wollen, müssen sie mehr aus der Ökumene sprechen.« Da machte sich die Arbeit von Frieling bemerkbar, hatte er sich doch viele Jahre lang für die Zusammernarbeit von katholischer und evangelischer Kirche eingesetzt.
Im Anschluss an die Festrede blieben die Korporationsverbände noch weiter zum Kommers, der im Andenken an den einst von den Studenten vereehrten Reichsgründer Bismarck-Kommers genannt wird, beisammen. Sie klönten, diskutierten und erinnerten sich an ihre aktive Zeit in der Verbindung. Eine gute Hilfe waren die Liederbücher, die auf den Tischen lagen und aus denen die Besucher gemeinsam sangen.

Artikel vom 14.03.2005