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Fahrspaß in Reinkultur
Der BMW 1er mit Zweiliter-Diesel gibt eine überzeugende Vorstellung
Freude am Fahren. Es scheint fast so, als hätte BMW den 1er exakt für diesen bereits recht lange kursierenden Werbespruch entwickelt. Denn der neue Kompakte der Bayern verkörpert die Freude am Fahren in Reinkultur.
Gutes Fahrwerk. Ja. Aber wenig Platz für die Hinterbänkler. Die haben dazu noch größte Schwierigkeiten, aufgrund des extrem eng geschnittenen Tür-Ausschnitts im Fußbereich ihre Gliedmaßen aus dem Auto zu befreien. Dazu noch viel zu teuer. Nee, nee, eine gute Note kann der Wagen kaum bekommen. Unumwunden gebe ich zu, mich mit dieser nach der Erstvorstellung festgesetzten Meinung jetzt erneut in den 1er gesetzt zu haben. Nach ausführlichen Testfahrten und Alltagseinsatz muss ich nun ganz ehrlich eingestehen: Der Einsteiger in die weiß-blaue Autowelt hat mich überzeugt. Die fahrerischen Glanzlichter und der in diesem Fall eingesetzte 163 PS starke Zweiliter Diesel im 120d lassen die angesprochenen Kritikpunkte zur absoluten Nebensache werden. Wenig Platz hinten? Probleme für die Mitfahrer beim Ein- und Aussteigen? Na und! Ich sitze doch vorne. Da ist alles gut. Und wie.
Vor dem bestens einstellbaren Fahrerplatz baut sich ein Instrumententräger auf, der vor allem das Ziel hat, den Fahrer zu informieren und ihm das Bedienen von Schaltern und Hebeln möglichst einfach zu machen. Beispiel Starten: Musste früher der Zündschlüssel gedreht werden, reicht beim 1er ein Druck auf den Start-Knopf, um den Motor zur Arbeit zu rufen. Diese Arbeit leistet der moderne Common-Rail-Diesel überaus gerne, so scheint es. Schon das leise Streicheln des Gaspedals reicht aus, damit der 1er sich vehement in Bewegung setzt. Diesen Vorwärtsdrang behält der kompakte BMW in jedem Tempo- und vor allem in jedem Drehzahlbereich bei. Eindrucksvoll, wie das mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe kombinierte Aggregat schon bei 1400 bis 1600 Touren für richtig Dampf sorgt. Selbst bei sportlicher Fahrweise bleibt der Verbrauch mit 7,9 unterhalb der Acht-Liter-Marke. Alle Achtung.
Damit der Dampf auch wirklich auf die Straße kommt, haben sich die BMW-Techniker wahrlich ins Zeug gelegt. Das Fahrwerk des 1ers, wie bei BMW nicht anders zu erwarten mit Hinterradantrieb, ist ein Gedicht. Zumindest für Menschen, die es sportlich straff mögen. Nichts kann dieses Auto aus der Ruhe bringen. Der Wagen liegt echt klasse in der Hand, wieselt spurtreu um die Ecken, ohne den Fahrer auch nur vor das kleinste Problem zu stellen. Langgezogene Kurven, engste Serpentinen, Landstraße, Autobahn, Stadtverkehr - der 1er überzeugt auf jedem Terrain mit phantastischer Agilität. Zudem hat er noch ausreichend Komfort bei der Fahrwerksabstimmung in der Hinterhand, um die lange Reise genießen zu können.
Zumindest, was die beiden vorderen Sitze betrifft. Hinten nämlich ist es, wie bereits erwähnt, nicht gerade üppig um das Platzangebot bestellt. Großgewachsene müssen ihre Beine schon ein wenig sortieren, damit sie bequem sitzen können. Noch problematischer gestaltet sich eben das Ein- und Aussteigen. Es ist kaum anzunehmen, dass ein Entwickler mit mehr als Schuhgröße 34 das während der Konzeptionsphase jemals versucht hat.
Mit 330 Liter ist das Angebot im Gepäckraum ordentlich bis gut. Wird die geteilt umklappbare Rückbank vorgelegt, wächst der Laderaum auf 1150 Liter. Das ist gut. Und da man hinten eh nicht so gut rein und wieder heraus kommt, nutzt man den 1er eben als Zweisitzer mit viel Platz fürs Gepäck.
Die entscheidende Hürde auf dem Weg zur Fahrfreude im 1er aber dürfte für viele BMW-Freunde die Preisgestaltung sein. 24 400 Euro kostet der 120d in der Grundausstattung, die das Wort wirklich verdient. Wer Aluräder, Klimaanlage, Radio oder gar Leder - und sei es nur das entsprechend bezogene Lenkrad - haben möchte, zahlt drauf. Erheblich. Leider.
Dennoch. Die Freude am Fahren bleibt. Die, die sich den 1er leisten können, werden es bestätigen. Wolfgang Schäffer

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Artikel vom 25.03.2005