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Steckrüben, Klümpchen
und Familienträume

Ausstellung über Kinder und Konsum um 1950


Bielefeld (bp). Für'n Groschen, da konnte man eine Hand voll köstliche Himbeerbonbons oder ein Nappo kaufen - auch um 1950 gaben Kinder gern ihr Taschengeld für Schlickersachen aus. »Für'n Groschen Klümpchen« heißt denn auch die Ausstellung, die Sonntag, 13. März, 11.30 Uhr im Historischen Museum eröffnet wird - als Teil der Schau »Guck mal, was Du kaufst!«, zu deren Eröffnung am 14. März (17 Uhr) Verbraucherministerin Bärbel Höhn erwartet wird.
Kindheit um Konsum um 1950 - darum drehen sich die Exponate, die Museumsmitarbeiterin Katja Kosubeck zusammen getragen hat. Sie wünscht sich, dass durch die Ausstellung Generationen miteinander ins Gespräch kommen: »Großeltern und Enkel. . .« Sie können erfahren, dass sich Kindheit so grundlegend nicht geändert habe. Katja Kosubeck: »Auch heute noch mögen Kinder Rollenspiele, sie haben Helden, möchten Abenteuer erleben und sammeln und tauschen gern.«
Natürlich war vor über 50 Jahren auch »alles anders«: Das Geld war knapp, es wurde umgearbeitet, repariert, selber gemacht, Kinder mussten im Haushalt mitarbeiten - statt Schnitzel oder Spaghetti Bolognese gab es Steckrübeneintopf oder Bratkartoffeln. Kinder wünschten sich keinen Computer oder MP 3-Player zum Geburtstag, sondern eine Ananas oder - fast schon unerfüllbar - ein eigenes Fahrrad oder, so hat Katja Kosubeck von Zeitzeugen erfahren, »eine heile Familie mit einem Vater«. Viele Väter waren im Krieg gefallen oder noch in Kriegsgefangenschaft, ihre Kinder erträumten sich ein Vater-Ideal. Geplantscht wurde im Sommer in der Zinkwanne im Garten und nicht im Freizeitbad oder an der Costa Brava.
Erarbeitet wurde zur Ausstellung, die bis zum 21. August zu sehen ist, ein umfangreiches Begleitprogramm. So kocht Günter Küppers unter dem Motto »Tante Friedas Nachkriegsküche« mit Kindern an drei Terminen ein Sonntagsessen der Nachkriegszeit mit Brotsuppe, Frikadellen und Steckrübengemüse, Grießbrei aus Magermilch. Die Gourmet-Autoren (»Die Zeit«) Wolfgang Lechner und Wolfram Siebeck sprechen über »Fast Food, Slow Food und andere Moden« (7. April), und über die Nachkriegsküche in Deutschland (21. April). Das ausführliche Begleitprogramm liegt im Museum aus. Infos www.historisches-museum-bielefeld.de

Artikel vom 12.03.2005