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Reisefreuden und Biergenuss verbinden

Größte Brauereidichte Europas: Liebhaber von Hopfen und Malz sollten Franken besuchen

Kulmbach (WB). Bier spielt in Franken traditionell eine große Rolle: Das ist sogar statistisch erwiesen. Etwa 300 Brauereien - und damit jede zweite bayerische Brauerei - ist hier beheimatet. Franken weist somit die größte Brauereidichte in Europa auf. Da Franken sich im Angebot zahlreicher Busreise-Unternehmen findet, lohnt es sich, dort zu stöbern. Schließlich macht ein Brauereibesuch nur halb so viel Spaß, wenn man hinterher noch selbst mit dem Auto fahren muss.

Bierliebhaber finden sowohl große, überregional bekannte Traditionsbrauereien als auch kleinere und kleinste Kommun- und Hausbrauereien. Diese kleinen »Gasthofbrauereien« brauen jedoch oft ausschließlich für die eigene Gaststätte.
Jede Brauerei hat, unabhängig von der Größe, ihren ganz eigenen Charakter: Die Biere, ob Helles, Dunkles, Märzen, Export, Weizen, Festbier oder Bock, zeichnen sich insbesondere durch ihr spezielles Aroma aus und werden natürlich streng nach dem »Bayerischen Reinheitsgebot« von 1516 gebraut.
Eine fränkische Köstlichkeit ist beispielsweise das Rauchbier aus Bamberg. Dunkel bis schwarzbraun und herbwürzig rinnt es durch die Kehle. Das Geheimnis liegt in der Herstellung. Bevor das Malz mit dem Hopfen im Sud vermischt wird, durchströmt der schwelende Rauch das Malz.
Ein wahres Bierzentrum ist die Fränkische Schweiz mit mehr als 70 Betrieben. Da bleiben Rekorde nicht aus: Laut dem »Guinness-Buch der Rekorde« ist Aufseß in der Fränkischen Schweiz die Stadt mit der weltweit größten Brauereidichte. Vier »aktive« Brauereien versorgen 1500 Einwohner mit ihrem köstlichen Gerstensaft. Wer auf dem 14 Kilometer langen Brauereinweg rund um Aufseß wandert, wird am Ende der Tour als »Fränkischer Ehrenbiertrinker der Weltmeisterbrauereien« ausgezeichnet.
In einer Bierregion wie Franken ist es kein Wunder, dass hier mit Kulmbach auch die »heimliche Hauptstadt des Bieres« liegt. Die Stadt blickt auf eine mehr als 1000-jährige Biergeschichte zurück. Hier wurde in einem Hügelgräberfeld der Hall-stadtzeit eine 3000 Jahre alte Amphore entdeckt. Das Gefäß gilt als das älteste Indiz für das Bierbrauen in Deutschland. Vor 150 Jahren begann das Kulmbacher Bier, die Welt zu erobern. Der Braumeister Lorenz Sandler lieferte zunächst nach Mittel- und Norddeutschland - mit seinem dunklen, süßen Aroma überzeugte es bei seinem Siegeszug die Geschmäcker. Von dort ging es nach Österreich, Holland, Frankreich und selbst nach Griechenland - und exportierte so im Jahr 1900 bereits mehr als 730 000 Hektoliter Bier innerhalb Europas.
Diese Erfolge führt heute die Kulmbacher Brauerei AG weiter, die die Traditionsmarkten EKU, Kapuziner, Kulmbacher und Mönchshof unter ihrem Dach vereint. Zudem kommen ein Viertel aller aus Braugerste oder Weizen erzeugten bayerischen Malze aus dem Kulmbacher Land. Die Bedeutung des Bieres ist in Kulmbach einfach unübersehbar: Brauereigebäude, Gastwirtschaften und Biergärten prägen noch heute das Stadtbild.
Dass die Kulmbacher ihre Bierkultur gerne mit den Gästen der Stadt teilen, zeigt auch das »gläserne Herz« im Sudhaus der Kulmbacher Brauerei. Durch eine Glasfassade verfolgen Besucher und Passanten den komplexen Brauprozess in den Maischbottichen, im Läuterbottich und in der Würzpfanne. Und noch ein ganz besonderes Stück aus Glas ist in Kulmbach zu finden: Der einzigartige gläserne Sudkessel im Bayerischen Brauereimuseum. In der Museumsbrauerei erhält man beste Einblicke in die Brauvorgänge, sieht das Brodeln in den gläsernen Bottichen und schaut dem Braumeister über die Schulter. Dieses Jahr feiert das Museum Jubiläum: Seit genau zehn Jahren zieht die in einem historischen Gebäudetrakt der Mönchshof Brauerei untergebrachte Einrichtung die Besucher an.
Reisefreuden und Biergenuss: Das verbinden in Franken gleich drei Themenstraßen. Die »Aischgründer Bierstraße« führt zu sieben Familienbrauereien im Steigerwald. »Bierige« Komplett- Arangements sorgen für unbeschwerten Genuss, unter anderem mit Planwagenfahrt, Brauereibesichtigung, Freibier und einem Bierseminar, das zum »Dr. Bierologis causa« ausbildet. Die »Aischgründer Bierstraße« zwischen Bad Windsheim und Uehlfeld kann man auch zu Fuß oder mit dem Rad auf eigens gekennzeichneten Wegen erkunden.
Etwa 500 Kilometer lang ist die »Bier- und Burgenstraße« in Bayern und Thüringen. Stationen in Franken sind unter anderem Kronach, Kulmbach und Bayreuth. Hier entdeckt man geheimnisvolle Burgen, Ruinen und Höhlen und genießt den Ausblick mit erfrischenden Bieren der heimischen Brauereien. Auf eine Reise durch »Bierfranken« lädt die »Fränkische Bierstraße« ein. 20 Tourenvorschläge entführen in Bierregionen und Städte, unter anderem nach Bayreuth, Erlangen, Hof und Nürnberg, sowie in das Fichtelgebirge, in die Frankenalb, in das Fränkische Seenland und in den Steigerwald. Das Programm entlang der Fränkischen Bierstraße führt die Besucher in Brauereien und Brauereigasthöfe, zu Kirchweihen, Marktfesten und Bierwochen.
Der Bedeutung des Bieres in Franken widmen sich zudem noch eine Reihe von Spezialmuseen, zum Beispiel in Bayreuth, Bamberg, Nürnberg, Hof oder Beilngries. Anschauliche Inszenierungen, oft an originalen Schauplätzen wie einer klösterlichen Braustätte oder in einem historischen Felsenkeller, zeichnen ein spannendes Bild der Braukunst.
Nach Bamberg, eine der fränkischen Bierhochburgen, entführen die »Bamberger Bierschmeckertouren«. Mehr als 50 Sorten Bier werden dort noch heute von neun Brauereien nach handwerklicher Tradition eingebraut. Diese große Vielfalt, der besondere Geschmack und die einzigartige Atmosphäre der Brauereigaststätten erlebt man bei den »Bierschmeckertouren«. Ein ausführlicher Führer weist den Bierliebhabern den Weg, erläutert alle wichtigen Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke und stellt natürlich die Braustätten samt deren Bierspezialitäten vor.
Sobald die Frühlingssonne die Biergartensaison eröffnet, lockt in Franken eine gemütliche Besonderheit mitten in der Natur: die Bierkeller. In diesen alten Felsenkellern mit ihrer konstant niedrigen Temperatur lagerte man früher und teilweise noch heute das Bier. Traditionsgemäß wird vor den Kellern ausgeschenkt - und so ist in Franken der Spruch »auf den Keller gehen« eine feste Redewendung. Von idyllischen Bierkellern »überzogen« ist beispielsweise der Bamberger Michaelisberg. Ein sommerliches Erlebnis sind zudem die großen Bierfeste auf den Kellern - wie die berühmte »Erlanger Bergkirchweih« an Pfingsten. Sie jährt sich 2005 bereits zum 250. Mal.
www.frankenkulinarisch.de

Artikel vom 19.03.2005