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Hamburg
bleibt weiter
ganz Doll

Italien muss warten

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Manchmal ändern sich die Lebenspläne über Nacht. Als Thomas Doll noch Trainer der HSV-Amateure war, da stand für ihn fest: »Das machst du noch bis 2006. Und nach der Weltmeisterschaft wollte ich mit meiner Frau dann nach Italien gehen.«

Das ist zwar immer noch möglich, aber im Augenblick doch höchst unwahrscheinlich. Denn auch Dolls aus Italien stammende Frau muss einsehen: Auf ihren Mann kann der Hamburger SV derzeit nicht verzichten. Im vergangenen Oktober, als die Mannschaft unter Trainer Toppmöller im Tabellenkeller feststeckte, zog der Verein die Notbremse. Doll, bis dahin bei den Amateuren auf der Regionalliga-Bank, wurde befördert. Lange überlegen musste er damals nicht: »Mir machte meine Arbeit mit den Amateuren auch sehr viel Spaß. Aber die neue Aufgabe bei den Profis fand ich natürlich reizvoll. Also habe ich gesagt: Okay, Montag bin ich da.«
Seither holte der letzte verbliebende Liga-Dino 37 von 51 möglichen Punkten. Geht das so weiter, darf Doll vielleicht schon vor 2006 nach Italien - als Dienstreise in Uefa-Cup oder Champions League. »Lasst das Umfeld träumen. Das ist in Ordnung«, sagt Doll. Er selbst hat allerdings damit wenig zu tun: »Wir können jetzt gern auf die Tabelle sehen. Aber mich interessiert die erst am 21. Mai. Am letzten Spieltag wird abgerechnet. Und ob wir im Augenblick Fünfter, Sechster oder Siebter sind, ist mir völlig egal.«
Viel mehr freut sich Doll darüber, dass ihn jeder einzelne der HSV-Profis um Kapitän Daniel van Buyten und Regisseur Sergej Barbarez in den vielen Gesprächen verstanden hat. »Ich bin stolz auf meine Jungs, wie sie in Bielefeld zurückgekommen sind. Sie haben auch hier wieder gesehen, wie weit man mit Mut, Engagement, Einsatz und Leidenschaft kommt.«
Der Trainer gibt dem Team zwei Tage zum froh und glücklich sein, danach beginnt die Vorbereitung auf die Partie gegen Dortmund, akribisch wie immer. Damit beim HSV alles ganz Doll bleibt.

Artikel vom 14.03.2005