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Essen setzt auf leichten Vorsprung

Kulturminister Vesper: Görlitz wurde »erst an zweiter Stelle genannt«


Essen/Görlitz (dpa/lnw). Sowohl Essen als auch Görlitz glauben das bessere Konzept für die Endausscheidung um den Titel »Kulturhauptstadt Europas 2010« zu haben. Beide waren am Donnerstag von der Jury der Kulturstiftung der Länder aus zehn Städten und Regionen gewählt worden. Nach Einschätzung von NRW-Kulturminister Michael Vesper (Grüne) habe Essen einen leichten Vorsprung: »Die Jury hat in ihrer Empfehlung ausdrücklich Essen an erster und Görlitz an zweiter Stelle genannt.«
Dagegen betonte Rolf Karbaum Oberbürgermeister von Görlitz/Zgorzelec: »Hier schlägt das Herz Europas.« Die Stadt, die Jahrzehnte am Rande lag, sei mit der EU-Erweiterung in die Mitte Europas gerückt.
Stellvertretend für das Ruhrgebiet wolle sich Essen bis zum Besuch einer Jury der EU Anfang 2006 als zentrale Region in Europa präsentieren, kündigte der Essener Kulturdezernent Oliver Scheytt an. Die Jury habe in ihrer Empfehlung die gelungene Auseinandersetzung mit den Hinterlassenschaften der Schwerindustrie betont. Zudem stehe das Revier für die deutsche Kriegsindustrie im Ersten und Zweiten Weltkrieg: »Essen für das Ruhrgebiet wird 2010 die Gewinne seiner Abkehr von dieser Vergangenheit unter Beweis stellen können.« Besonders wichtig sei der Zusammenhalt der insgesamt 53 Städte im Revier.
»Wir sind zwar die kleinste Bewerberstadt, aber wir haben einen Vorteil«, hielt Karbaum dagegen: »Hier an der Neiße stoßen zwei Länder zusammen.« Von Anfang an sei mit der Bewerbung als Kulturhauptstadt 2010 der gemeinsame Aspekt von Görlitz und der Partnerstadt Zgorzelec auf polnischer Seite betont worden. Karbaum erklärte: »Doch das Ereignis betrifft nicht nur die beiden Städte, sondern reicht bis nach Dresden und Breslau.«
Der Deutsche Kulturrat forderte am Freitag, die Städte Essen und Görlitz sollten als Gewinner der vorletzten Etappe die acht unterlegenen Orte einbinden. Für Verwunderung sorgte der Vorentscheid bei der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin. Experten dort rechnen nicht damit, dass die Gäste- und Übernachtungszahlen in Essen und Görlitz deutlich ansteigen.

Artikel vom 12.03.2005