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»Wilder Westen« mitten in Altenhagen

Nicht nur islamische Festhalle beunruhigt Anwohner, sondern auch ein Schusswaffenverbot

Von Michael Schläger
Altenhagen (WB). Mehr als 130 Anwohner im Bereich der Rückertstraße in Altenhagen wollen den dort geplanten Bau einer islamischen Festhalle verhindern. Sie fürchten nicht nur die zusätzliche nächtliche Lärmbelästigung, für Unruhe sorgt bei ihnen auch die Erklärung der Betreiberfirma.

Die Firma FIP hatte, wohl eher zur Beschwichtigung der Anlieger gedacht, in den Bauakten dargelegt, dass rund um das Festhallengelände Schilder aufgestellt werden sollten, die darauf hinweisen, »dass das Mitführen und der Gebrauch von Waffen jeglicher Art, insbesondere Schusswaffen, strengstens verboten ist und dass die Räume und das gesamte Gelände per Video überwacht werden.«
»Was müssen wir da erwarten?«, fragt sich Gerhard Wolf, direkter Anwohner der geplanten Festhalle. »Offenbar nicht nur Lärm. Wir müssen auch noch um unsere Sicherheit fürchten«, gibt er die Antwort gleich selbst. Gemeinsam mit seinen Nachbarn hat er angekündigt, gerichtlich gegen das Bauvorhaben vorzugehen, »und zwar durch alle Instanzen, wenn es sein muss.« Gute Chancen sieht er auch, weil für ein weiteres direkt angrenzendes Grundstück gerade die Genehmigung für den Bau eines Sicherheitsunternehmens mit Einliegerwohnung erteilt worden sei. »Die Leute, die dort wohnen werden, kämen gar nicht mehr zur Ruhe.«
Nur durch einen Zufall hatten Wolf und die übrigen Nachbarn von dem Bauvorhaben erfahren. »Im Sommer wurde das Grundstück vermessen«, erzählt Stefan Friedrichs. Die Nachbarn stellten über einen Anwalt eine Anfrage an die Stadt. Das Bauamt antwortete, berichtete von einer Bauvoranfrage des Investors, über die aber erst nach einem Lärmgutachten entschieden werden solle.
Als die Anwohner am Donnerstag die Bürgerfragestunde in der Bezirksvertretung Heepen nutzen wollten, um ihrem Unmut Luft zu machen, mussten sie feststellen, dass im Bezirksamt von ihrer Nachfrage nichts bekannt war. Bezirksamtsleiter Harald Daube verwies auf den formellen Verfahrensgang. Bei dem Gelände handele es sich um ein Grundstück in einem Mischgebiet, in dem der Bau einer solchen Feierhalle nicht grundsätzlich verhindert werden könne. Die Bauvoranfrage dürfte wohl positiv beschieden werden.
Für die Anwohner, die ein eigenes Lärmgutachten in Auftrag geben wollen, unfassbar. »Wir akzeptieren die Lärmbelästigung, die tagsüber durch die Gewerbebetriebe entsteht. Jetzt müssen wir damit rechnen, dass wir nachts wegen des zu erwartenden Verkehrs nicht mehr zur Ruhe kommen«, sagt Wolf. Die Halle soll für Veranstaltungen mit mehreren hundert Gästen ausgelegt sein. Vorgesehen sind 108 Parkplätze und eine Außengastronomie.
Wilfried Kammeier, ebenfalls betroffener Anlieger, betont, dass den Nachbarn nicht ausländerfeindliche Motive unterstellt werden dürften: »In Altenhagen leben viele Nationalitäten seit langem friedlich zusammen.« Die Aussicht, dass die Feierhalle nicht nur zusätzlichen Lärm, sondern auch zwielichtiges Publikum in den Stadtteil führen könnte, aber bereitet allen Sorgen.

Artikel vom 12.03.2005