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Ausland entdeckt Deutschland

Übernachtungszahlen nahmen rekordverdächtig zu - 3 Prozent mehr in NRW

Von Thomas Albertsen
Berlin (WB). Kleine mal ganz groß: Die weltweit meistbesuchten Ziele im Vergleich zu den Einwohnerzahlen waren 2004 Andorra, Macau und die British Virgin Islands. Da fühlten sich die Einheimischen oft nur noch als Statisten...

35 Prozent des weltweiten Tourismus nach absoluten Zahlen konzentrierten sich vergangenes Jahr jedoch auf die »Großen Fünf«: Frankreich, Spanien, die USA, Italien und China sind das Maß aller Dinge. Dies gab die Weltorganisation des Tourismus WTO zum Auftakt der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin bekannt.
Deutschland belegt in der WTO-Statistik hinter Großbritannien, Kanada, Mexiko und Österreich den zehnten Rang und hielt sich in einem kräftig wachsenden Markt »nur« stabil. 338,8 Millionen Übernachtungen bedeuteten ein Plus von 0,1 Prozent. Während die Übernachtungszahlen der inländischen Gäste um 1,1 Prozent zurück ging, nahmen die der ausländischen Besucher im Vergleich zum Vorjahr um rekordverdächtige 8,8 Prozent zu.
Die Ursachen dafür lagen im unbeständigen Sommerwetter, der in der Branche scharf kritisierten Sommerferienregelung und nicht zuletzt an der gedrückten Konsumstimmung. Zudem buchten die Deutschen 2004 wieder verstärkt Auslandsreisen über die Veranstalter.
Diese schafften 2004 die lang ersehnte Trendwende, steigerten ihren Umsatz um 5,2 Prozent auf 19 Milliarden Euro. Für 2005 zeichnet sich ein weiteres Plus von sechs Prozent ab. Das Reisebüro bleibt mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent aller organisierten Reisen der wichtigste Vertriebsweg für Veranstalterreisen. Und die Gewinner im Jahr 2005 werden Mallorca, Türkei, Ägypten, Tunesien, Marokko, Kuba und die Dominikanische Republik heißen.
Beliebteste Urlaubsformen neben der Städtereise bleiben Wellness-Ferien und All-inclusive- sowie Clubaufenthalte. Gewinner des Deutschland-Tourismus waren 2004 die Städte: Berlin legte um 16,1 Prozent zu, Hamburg um 9,2 Prozent, München um 8,9 Prozent und Bremen um 8,3 Prozent.
Wetterbedingt verzeichneten die Küstenregionen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und erstmals auch Mecklenburg-Vorpommern kräftige Einbußen, während Sachsen um 3,6 Prozent und NRW immerhin um drei Prozent zulegte. 2005 wollen 33 Prozent der deutschen Reisenden ihren Urlaub im Heimatland verbringen, bei der Zweit- und Drittreise steigt dieser Wert sogar auf 41 Prozent.
Der Weltjugendtag in Köln und die Vorbereitungen auf die Fußball-WM sollen für einen weiteren Gästeschub aus dem Ausland sorgen. Deutschland ist dieses Jahr Schwerpunktland der ITB. Klaus Laepple, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft, mahnte denn auch an, den Tourismus als einen der wenigen Wachstumsmotoren in Deutschland nicht abzukürzen. »Die von der rot-grünen Bundesregierung erwogene Kerosinsteuer wäre ein Mobilitäts- und Jobkiller erster Güte.« Auf der anderen Seite würden Steuergelder verschwendet, um immer neue Regionalflughäfen staatlich zu subventionieren. »Länder und Kommunen bauen Überkapazitäten auf, die keiner braucht.«
Große Sympathien schlagen auf der ITB den von der Tsunami-Katastrophe betroffenen Regionen Südostasiens entgegen. Dort sind 80 Prozent der Hotelanlagen wieder renoviert. Thailand-Buchungen ziehen auch schon wieder kräftig an, an Sri Lankas Küsten hingegen herrscht gähnende Leere. Die Veranstalter setzen jetzt Preissignale, um der Region wieder auf die Beine zu helfen. Klaus Laepple indessen warnt: »Südasien darf nicht auf dem Wühltisch der Resterampe landen.«

Artikel vom 12.03.2005