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Fleisch vier Mal
neu etikettiert

Mitarbeiter erhielt Geldstrafe

Von Ernst-Wilhelm Pape
Brakel (WB). In zwei weiteren Filialen der Supermarktkette Real ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft in der Vergangenheit Fleisch, dessen Haltbarkeitsdatum bereits abgelaufen war, neu etikettiert und wieder ins Kühlregal zum Verkauf gelegt worden.

In Pirmasens (Rheinland-Pfalz) sei ein Fleischermeister zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Oldenburg, Bernard Südbeck, dieser Zeitung. Ferner habe es im Jahre 2003 einen Fall von gefälschten Etiketten in Brakel (Kreis Höxter) gegeben. Hier war ein Mitarbeiter, der für den Verkauf von Fleisch- und Fleischprodukten verantwortlich war, am 12. November 2003 vom Amtsgericht Paderborn per Strafbefehl zu einer Geldstrafe von 2700 Euro verurteilt worden.
Der Strafbefehl unter dem Aktenzeichen 112 Js 610/03 war gegen den heute 37 Jahre alten Beschuldigten aus Beverungen (Kreis Höxter) von der Staatsanwaltschaft Paderborn wegen Verstoßes gegen das Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz in 22 Fällen beantragt worden. Die Strafe wurde vom Beschuldigten akzeptiert. Angaben zum Motiv für die Manipulationen an der Frischfleischtheke habe der Verurteilte nicht gemacht, sagte der Paderborner Oberstaatsanwalt Günter Krüssmann dieser Zeitung.
Der Mitarbeiter habe von Februar 2003 bis Juli 2003 vor allem gegen die Hackfleischverordnung verstoßen, sagte Krüssmann. In 20 Fällen seien einmal wöchentlich Hackfleischreste, deren Haltbarkeit abgelaufen war, mit neuer Ware vermischt und dann zum Kauf angeboten worden. Ferner habe der Beschuldigte Anfang Juli 2003 seine Mitarbeiter dazu veranlasst, Stil- und Nackenkasslerfleisch, dessen Haltbarkeit bereits drei Mal verlängert wurde, erneut umzuetikettieren und mit dem Haltbarkeitsdatum 14. Juli 2003 zu versehen. Auch dieses verdorbene Fleisch sei den Kunden zum Kauf angeboten worden.
Außerdem habe der Supermarkt-Mitarbeiter am 14. Juli 2003 bereits verdorbene Hähnchenschenkel zum Verkauf angeboten, obwohl »das Fleisch bis zum Himmel gestunken hat«, sagte der Oberstaatsanwalt.
Wie berichtet ermittelt die Staatsanwaltschaft in vier neuen Fällen wegen gefälschter Etiketten. Es handelt sich um Filialen in Langenhagen und Laatzen bei Hannover, in Minden und in Südniedersachsen. Derzeit gebe es neun Beschuldigte, sagte Südbeck. Das Unternehmen (34 427 Vollzeitmitarbeiter in bundesweit 284 Filialen) habe unverzüglich reagiert und bereits neun Mitarbeiter bis hin zur Kündigung freigesetzt, sagte Firmensprecherin Bettina Feldgen dieser Zeitung. Feldgen: »Wir gehen davon aus, dass es sich in der Vergangenheit wie in der Gegenwart um Einzelfälle handelt.« Wie berichtet will die Supermarktkette 100 Frische-Manager einstellen und die Qualitätssicherung verschärfen.

Artikel vom 11.03.2005