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»Gelbe Säcke
dürfen nicht
liegen bleiben«

Anwohner greift Umweltbetrieb an

Sennestadt (pss). Fünf Mal habe er versucht, den Oberbürgermeister telefonisch zu erreichen, sei aber »abgewimmelt« worden. Und auch beim Umweltbetrieb sei er unfreundlich und »frech« behandelt worden.

Was Trevor Elsom (53) vom Naheweg in Sennestadt auf die Palme bringt, sind die Gelben Säcke. Vielmehr die, die am Mittwoch nicht abgeholt wurden, weil sie nach Ansicht des Umweltbetriebes »fehlbepackt« sind, einen roten Aufkleber erhielten - und liegen blieben.
Und genau das ist es, was Elsom so nicht akzeptiert. Der Maschinenbau-Unternehmer mit Firmensitz in Spenge sieht nicht ein, dass die Stadtverwaltung ihren Bürgern eine »kollektive Schuld« zuweist. »So etwas gibt es in unserem Rechtssystem nicht«, ist der gebürtige Engländer, der seit 35 Jahren in Sennestadt lebt, erzürnt.
Der Umweltbetrieb dürfe die Säcke nur stehen lassen, wenn die eindeutig einem Verursacher zugewiesen werden können. Er dürfe aber nicht die Bewohner ganzer Häuserblocks oder Straßenzüge kollektiv als Schuldige verdächtigen und deshalb die Mitnahme der gelben Säcke verweigern. »Was geschieht, wenn sich niemand zuständig zeigt und die Säcke liegen lässt?«, fragt er. Sollen andere dann Detektiv spielen?
Mehr noch: Er habe sich die rechtliche Auskunft eingeholt, dass die Gelben Säcke, wenn sie zum Abholen an den Straßenrand gestellt werden, in das Eigentum der Stadt übergehen. So gesehen sei die Stadt mit ihrem Umweltbetrieb auch verantwortlich dafür, alle Säcke einzusammeln.
Er gehe davon aus, dass der überwiegende Teil der Bielefelder Bürger die Säcke ordnungsgemäß füllt, zumal Bielefeld in Sachen Mülltrennung sowieso einen Spitzenplatz einnehme. Jetzt diesen Aufwand mit Kontrollen und dem Anbringen von roten Aufklebern hält er deshalb nicht nur für überflüssig, rechtlich bedenklich, sondern auch für kostensteigernd.
Hinzu käme, so Elsom, dass, wenn die Säcke einfach liegen bleiben, die nach kurzer Zeit aufgehen und das darin enthaltene Material die Straßen verschmutzt. Dann müsste die Straßenreinigung aktiv werden, was sicherlich weitere Kosten verursacht.
In der jetzt getroffenen Maßnahme, die nach Ansicht des Umweltbetriebes nicht richtig bepackten Gelben Säcke stehen zu lassen, sieht Elsom ein gegen den Bürger gerichtetes Vorgehen. Das erzeuge Verdrossenheit bei den Bürgern, nicht aber mehr Lebensqualität und schon gar kein Wir-Gefühl, das unsere Gesellschaft so dringend benötige.
Dass die am Naheweg liegen gebliebenen gelben Säcke dann am Nachmittag doch abgeholt wurden, sieht er in seinen telefonischen Protesten begründet. An anderen Stellen in Sennestadt seien sie nicht abgeholt worden.
Vor dem Verwaltungsgericht, ist der Unternehmer überzeugt, würde er bei einer Klage gegen den Umweltbetrieb Recht bekommen. Das würde die Stadt Tausende von Euro kosten. Für eine Maßnahme, die er als »Witz« betrachtet. Nur lachen könne er nicht darüber.

Artikel vom 11.03.2005