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Gene machen
im Alter blind

Forscher hoffen auf neue Therapien

Washington/Bielefeld (WB/dpa). Mehrere Forscherteams haben unabhängig voneinander die genetische Ursache für eine weit verbreitete Form der Erblindung entdeckt.

Die Altersabhängige Makula-Degeneration (AMD) verläuft schleichend und mindert allein in Deutschland die Sehkraft von ein bis zwei Millionen Senioren. Die US-Forscher verglichen das Erbgut von AMD-Patienten mit dem von nicht betroffenen älteren Menschen und stießen auf eine weit verbreitete Gen-Variante auf Chromosom 1. AMD zerstört wichtige Teile der Netzhaut. Es entsteht ein Fleck in der Mitte des Sehfelds, der größer wird.
Die Forscher berichten, dass diese Variante des als CFH (Complement Factor H) bekannten Gens für 20 bis 60 Prozent aller Makula-Erkrankungen verantwortlich ist. Ältere Menschen mit der Genmutation hätten ein bis zu siebenfaches Risiko, an AMD zu erkranken.
Anders als für die anderen beiden weit verbreiteten Sehstörungen, den Grünen und den Grauen Star, gibt es für die Makula-Degeneration bisher kaum Therapiemöglichkeiten. »Diese Entdeckung könnte uns helfen, endlich einen Weg zu finden, wie wir Risikopatienten rechtzeitig identifizieren und dann auch behandeln können«, freute sich eine der federführenden Forscherinnen, Margaret Pericak-Vance von der Duke Universität in New Durham (US-Bundesstaat North Carolina).
AMD verursacht den fortschreitenden Verlust des Sehvermögens. Sie zerstört die Netzhaut, jene dünne Lage von Nervengewebe, die das Innere des Auges umhüllt, und ganz speziell die als Makula bekannte Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhaut. Eric Postel von der Duke Universität vergleicht die Netzhaut mit einer Kamera, die Aufnahmen macht und diese zur Verarbeitung ans Hirn sendet. Aufgabe der Makula sei, detaillierte »Nahaufnahmen« zu machen. Die Degeneration der Makula beraube AMD-Patienten der Fähigkeit, zu lesen, schreiben, Gesichter zu erkennen und Auto zu fahren.
Bei der Altersblindheit genannten Erkrankung, verliert der Mensch seine Sehkraft meist nicht komplett, es verschwindet aber das zentrale Sehfeld. Den Rand des Feldes nimmt der Patient unscharf wahr.
Am Grünen Star (Glaukom) indessen müsste nach Ansicht von Experten niemand mehr erblinden. Eine rechtzeitige Vorsorgeuntersuchung könne das Augenlicht retten, sagt der »Initiativkreis zur Glaukom-Früherkennnung« in Bielefeld. Nach den Worten der Fachleute sind etwa eine Million Bundesbürger an Glaukom erkrankt - und das, ohne es zu wissen. Das chronische Glaukom komme schleichend, sei schmerzlos und anfangs auch ohne Funktionsverlust. Eine regelmäßige Sehnerv-Kontrolle vom 40. Lebensjahr an sollte selbstverständlich werden, da Schädigungen am Auge nicht mehr zu beheben seien.
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Artikel vom 11.03.2005