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Bayer war zu »doof«

Trainer Augenthalers Kritik nach dem 3:3 gegen Hertha

Leverkusen (dpa). Dummheit muss bestraft werden. »Man kann doch nicht so doof sein, nach dem 2:0 so aufzutreten«, schimpfte Bayer Leverkusens Trainer Klaus Augenthaler nach dem glücklichen 3:3 gegen Hertha BSC.

Die klare Führung verspielt, trotz Überzahl sogar 2:3 in Rückstand geraten und erst sechs Minuten vor Schluss ausgeglichen - da platzte dem 47-Jährigen der Kragen. »Ich bin nicht bereit, das hinzunehmen und nur eine Videoanalyse von 20 Minuten zu machen. Das schauen wir uns alle ruhig über 90 Minuten noch mal an«, kündigte Augenthaler die Fernseh-Strafe nach dem Auslaufen gestern an.
Schließlich hatten die Leverkusener zu Beginn aufgetrumpft, als hätte es das Aus in der Champion League gegen den FC Liverpool drei Tage zuvor nicht gegeben. Die schnellen Treffer von Robson Ponte (5.) und Torwart Jörg Butt per Foulelfmeter (13.) - sein 25. Bundesliga-Strafstoßtor - sowie der Platzverweis für Hertha-Abwehrchef Dick van Burik schienen ein Debakel für die Berliner anzukündigen. »Wir sind nach dem 0:2 erst aufgewacht«, meinte Hertha-Coach Falko Götz.
Unterstrichen wurde dies durch Treffer von Marcelinho (24./29.) und Andreas »Zecke« Neuendorf (84.), der sein 150. Bundesliga-Spiel bestritt. Augenthaler hatte für diese Phase des Einbruchs nur Sarkasmus übrig: »Nach dem 2:0 sind wir in Winterschlaf verfallen.« Besonders erbost war er über das Zustandekommen des 3:2 für Hertha. »Das hatte mit Fußball nichts zu tun, das war Halma«, urteilte er ironisch. Dass innerhalb einer Woche durch den Ausfall von Jens Nowotny, Roque Junior und Juan die Abwehr drei Mal neu gebildet werden musste und junge Spieler wie Ingwer Callsen-Bracker (20) und Sascha Dum (18) grobe Schnitzer machten, fand er dagegen nicht so dramatisch: »Da geht es um die erfahrenen Spieler, die haben zu wenig gezeigt.«
Wenig versöhnlich war für ihn, dass seine Elf nicht aufsteckte und noch das 3:3 durch Andrej Woronin erzwang. »Dass wir am Ende noch einen Punkt gewonnen haben, interessiert mich wenig«, grummelte Augenthaler. »Wir haben weiter alles in der Hand, da wir noch gegen Spitzenclubs wie Dortmund, Bremen und Schalke spielen müssen«, meinte Woronin. Kapitän Carsten Ramelow zeigte sich eher skeptisch. »Noch ist die Chance da, doch wenn es so weitergeht, werden uns die Punkte fehlen. Das ist zu wenig.«
Mit der Punkteteilung kamen die Rivalen um die Teilnahme am internationalen Geschäft nicht weiter. »Wir haben uns gegenseitig neutralisiert«, stellte Götz treffend nach dem elften Remis für Hertha in dieser Saison fest. »Dass wir das 0:2 aufgeholt haben, war bemerkenswert. Wenn wir gewonnen hätten, wäre es die Sensation des Tages gewesen«, sagte Hertha-Manager Dieter Hoeneß.

Artikel vom 14.03.2005