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Kempowski
erschöpft

Hitler-Film lehnt er ab


Nartum (dpa). Nachdem er den letzten Band seines Mammutwerks »Echolot« abgeschlossen hat, ist Walter Kempowski »völlig fertig von dieser furchtbaren Arbeit«. Das hat der 75-jährige Autor bei der Präsentation der vierten Textcollage aus dem Zweiten Weltkrieg eingestanden.
9000 Seiten in zehn Bänden hat Kempowski in 26-jähriger Arbeit mit privaten Tagebüchern, Erinnerungen und Briefen zwischen 1941 und 1945 gefüllt. Vor knapp einem Jahr war der damalige Bundespräsident Johannes Rau nach Nartum gekommen, um ihm für dieses »einzigartige Dokument von Hoffnungen der Deutschen, ihrer Sehnsüchte und ihres Versagens« zu danken. Raus Nachfolger Horst Köhler sucht ebenfalls die Nähe des akribischen Sammlers: Für seine Rede zum 8. Mai, dem 60. Jahrestag des Kriegsendes, will sich Köhler vom Schriftsteller beraten lassen. Die Frage nach Befreiung oder Kapitulation beantwortet Kempowski so: »Die Verfolgten wurden befreit, das ist klar. Aber es ist ein bisschen schwer vorstellbar, dass die hunderttausenden am 8. Mai gefangen genommenen Soldaten das als Befreiung empfunden haben sollen.«
Bernd Eichingers »Der Untergang« über die letzten Tag im Führerbunker hat er gesehen: »Ich mag den Film nicht. Das ist Kulissenfeuerwerk. Ich war in Berlin während der letzten Tage, und hab' das ganz anders erlebt.«

Artikel vom 11.03.2005