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Das große Zittern
bei den Borussen

Montag geht es um die Existenz

Dortmund (dpa). Der um seine Existenz kämpfende Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund blickt der Gesellschafterversammlung von Gläubiger »Molsiris« an diesem Montag in Düsseldorf bangend entgegen.

»Die Versammlung wird kein Selbstläufer. Ich fahre mit gedämpftem Optimismus und einer gewissen Anspannung nach Düsseldorf«, erklärte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in einem Interview mit dem Sportmagazin »Kicker«. Für den Club sei es der »schwierigste Tag« in der Vereinsgeschichte. »An Bedeutung mit keinem zuvor vergleichbar«, sagte Watzke, der die Borussia-Chancen auf »50:50« taxierte.
Von der Zustimmung einer 75-Prozent-Mehrheit der 5800 Anleger der »Molsiris Vermietungsgesellschaft« hängt es ab, ob der hoch verschuldete BVB seine eingeleitete Sanierung fortsetzen kann oder Insolvenz anmelden muss. Borussia Dortmund plant, 42,8 Prozent des Ende 2002 zu 94 Prozent an Molsiris verkauften und für jährlich bis zu 17 Millionen Euro wieder angemieteten Westfalenstadions zurückzuerwerben. Dafür würden aus einem bisher nicht verfügbaren Bardepot 42,85 Millionen Euro freigegeben.
Auch die BVB-Profis haben offenbar über den bereits 2003 vereinbarten 20-prozentigen Gehaltsverzicht hinaus einen Beitrag zur Konsolidierung der prekären Lage der Borussia beigetragen. »Vielleicht ist das schon geschehen, ohne dass wir es an die große Glocke gehängt haben«, sagte Watzke, »es gab eine gewisse Solidarität der Spieler. Mehr möchte ich nicht sagen.«
Abwehrspieler Christoph Metzelder, selbst einer der Zeichner des Immobilienfonds als Haupteigner des Westfalenstadions, will am Montag an der Gesellschafterversammlung teilnehmen. »Ich werde zustimmen, weil mich das Sanierungskonzept vollends überzeugt«, sagte der Weltmeisterschafts-Zweite von 2002.
Sollte die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA allerdings Insolvenz anmelden müssen, befürchtet BVB-Sanierer Jochen Rölfs negative Auswirkungen auf den im Vereinsregister eingetragenen Traditionsclub (e.V.). »Das wäre höchstwahrscheinlich gleichbedeutend mit einer Insolvenz des Gesamtvereins Borussia Dortmund«, erklärte Rölfs.
Die Staatsanwaltschaft hat wie erwartet ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen den früheren Clubchef Gerd Niebaum und den amtierenden BVB-Geschäftsführer Michael Meier eingeleitet. »Nach dem Eingang der Strafanzeige bleibt uns kaum etwas anderes übrig«, sagte Oberstaatsanwalt Heiko Oltmanns. Die Anwaltskanzlei Rotter aus München hatte Niebaum und Meier Ende Februar wegen Kapitalanlagebetrugs und Kurspreismanipulation angezeigt. Noch vor dem Sommer komme es entweder zu einer Anklage oder das Verfahren werde eingestellt, meinte Oltmanns.

Artikel vom 12.03.2005