11.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Last der Jahre liegt auf Real

Ende der Galaktischen: Figo und Roberto Carlos sollen Madrid verlassen

Turin (dpa). Kaum hatte Schiedsrichter Markus Merk im Turiner Stadion delle Alpi abgepfiffen, da verkündeten die spanischen Medien bereits das Ende einer Ära für die geschlagenen Stars von Real Madrid.
»Auf dieser Mannschaft lasten die Jahre. Nun steht Real vor der Aufgabe, die Kathedrale abzubauen und neue Spieler zu holen«, urteilte der Kolumnist Alfredo Relaño in der Zeitung »As« nach dem 0:2 der »Königlichen« bei Juventus Turin. Das Sportblatt »Marca« erwartet gar eine »Revolution bei Real«, nachdem das Team erstmals seit 1997 nicht in einem Europapokal-Viertelfinale vertreten ist.
Bei ihrer Heimreise wurden die Real-Stars auf dem Turiner Flughafen von aufgebrachten Fans als »Geldsäcke«, »Pfennigfuchser« und »Söldner« beschimpft. Die Anhänger nahmen es ihren Lieblingen vor allem übel, nach dem 1:0-Hinspielsieg ausgerechnet in Turin »italienisch« gespielt zu haben. »Real ließ sich ohne Not darauf ein, ein 0:0 zu halten. Für eine italienische Mannschaft ist so etwas ein gefundenes Fressen. Aber um solche Fußball-Weisheiten scheint sich Real nicht zu scheren«, klagte »El País«.
Das auf Sicherheit bedachte Konzept schlug fehl. David Trezeguet (75.) schoss Juve in die Verlängerung, in der der Uruguayer Marcelo Zalayeta (116.) Reals K.o. besiegelte. Da passte es ins Bild, dass Ronaldo ebenso wie Juve-Akteur Alessio Tacchinardi in der Verlängerung vom Kaiserslauterer Merk wegen einer Tätlichkeit mit der Roten Karte in die Kabine geschickt wurde. »Ich habe eine Dummheit begangen«, entschuldigte sich Ronaldo später.
Für Juve-Trainer Fabio Capello, der nach dem zweiten Treffer wie ein kleines Kind über den Rasen hüpfte, bedeutete der Erfolg eine besondere Genugtuung. »Ein Sieg, für den wir gelitten und geschwitzt haben, ein Sieg, den wir mit ganzem Herzen gewollt haben«, sprudelte es aus dem 58-Jährigen heraus, der in der Saison 1996/97 in Madrid trainiert hatte und sich als Real-Fan bekennt.
Während Spanien zum ersten Mal seit zwölf Jahren im Viertelfinale der Champions League nicht mehr vertreten ist, kann Italien sogar noch auf einen dritten Starter hoffen. Nach Juve und dem AC Mailand hat auch Inter Mailand am kommenden Dienstag gegen Cup-Verteidiger FC Porto beste Chancen aufs Weiterkommen.
Dagegen steht Real nach dem »Ende der Galaxie« (»As«) vor einem kompletten Neuaufbau. Der Verein wird an seinem Modell der großen Namen festhalten, aber mehrere Superstars aussortieren. Laut »El Mundo« sind Luis Figo und Roberto Carlos die ersten Kandidaten, die sich einen neuen Verein suchen können. Mit den sportlichen Leistungen von David Beckham ist man ebenfalls nicht zufrieden, aber er bringt als Werbeträger viel Geld. Michael Owen klagt darüber, dass er kein Stammspieler ist. Es wird über einen Tausch mit José Antonio Reyes vom FC Arsenal spekuliert.
Im Schatten des Top-Spiels qualifizierte sich der PSV Eindhoven für das Viertelfinale. Dem 1:0 gegen Monaco ließ das Team ein 2:0 an der Cote d'Azur folgen. Jan Vennegoor of Hesselink (27.) und DaMarcus Beasley (69.) trafen.

Artikel vom 11.03.2005