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Ruhiges Gadderbaum, lautes Heepen

Für Lärmkarten wurden bislang schon 3000 Straßenabschnitte in Bielefeld untersucht

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). 70 Prozent der Bevölkerung fühlt sich durch Verkehrslärm belästigt, 22 Prozent sogar stark. Lärm macht krank: Folgen können Unruhe und Gereiztheit sein, Beschleunigung der Atmung, Veränderung des Blutdrucks, Muskelspannung und Beeinträchtigung der Magen-Darm-Funktion.

Obwohl gesetzlich so genannte Lärmkarten erst bis Mitte 2007, Aktionspläne bis Mitte 2008 vorliegen müssen, hat Bielefeld bereits Teilpläne fast für das gesamte Stadtgebiet erstellen lassen; es fehlt noch der Süd-Westen mit Ummeln, Windflöte, Waldquelle, Heidekamp. Ein Ergebnis: Mitte und Heepen sind die Stadtteile, die vom Verkehrslärm an stärksten beeinträchtigt werden.
Gewerbegebiete belasten mit Lärm, den sie verursachen, das Stadtgebiet nur punktuell. Viel gravierender, so das Bielefelder Umweltamt, sei der Verkehrslärm.
Untersucht worden seien rund 3000 Straßenabschnitte. In Mitte gebe es 63 Straßen mit erhöhter Lärmbelastung, in Heepen 47, in Stieghorst 27, in Schildesche 22 und in Jöllenbeck und Sennestadt je 20; vergleichsweise ruhig geht es in Dornberg (16) und Gadderbaum mit zwölf »lauten« Straßen zu.
Die mit Abstand am stärksten von Verkehrslärm belasteten Gebiete liegen rechts und links der Autobahn A 2; negative Spitzenreiter dort: der Bereich zwischen A 2 und Ostumgehung und rund um die Autobahnzufahrten Sennestadt bzw. A 33. Auf Autobahn, B 68 und Artur-Ladebeck-Straße erreicht der Lärmpegel mitunter Werte über 80 Dezibel. Zumindest teilweise ebenso hohe Pegel wurden auf Abschnitten der Detmolder, der Herforder, der Jöllenbecker und der Werther Straße gemessen.
In den angrenzenden Wohngebieten erreichen die Dezibelwerte 65 bis 70 Dezibel. Tagsüber. Nachts ist es mit Ausnahme von Autobahn und Artur-Ladebeck-Straße erheblich ruhiger in Bielefeld; auf bzw. an beiden Verkehrswegen bleibt der Wert aber rund um die Uhr bei 80 Dezibel.
Schutz vor Lärm können bauliche Maßnahmen wie Lärmschutzwälle oder -wände bieten. Oder Lärmschutzfenster. Im Rahmen des Lärmschutzfensterprogramms wurden bislang in Bielefeld an 249 Häusern knapp 2800 Fenster saniert.
Neben den Lärmbrennpunkten wurde vom Umweltamt aber auch das genau Gegenteil ermittelt - nämlich ruhige Park- und Grünanlagen als wohngebietsnahe Erholungsgebiete. Zu diesen so genannten Ruhezonen gehören unter anderem der Obersee, Nordpark, Luttergrünzug, Freizeitpark Oldentrup, Baderbach- und Elpke-Grünzug und der Gellershagenpark. Ihr Schutz sei mit entscheidend für die dauerhafte Sicherung einer umweltverträglichen Wohnqualität. Ziele seien, die Lärmausdehnung in ruhige Gebiete zu minimieren und »laute« Viertel zu beruhigen.
Das Wissen um Konfliktlagen, so das städtische Umweltamt, ermögliche bereits frühzeitig so zu planen, dass Neubaugebiete keiner starken Lärmbelastung ausgesetzt werden: »Die Lärmkarten können Einfluss nehmen auf Planfeststellungsverfahren und Bauleitplanverfahren.«

Artikel vom 11.03.2005