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Energiepass soll Auskunft
über Heizkosten geben

Haus & Grund und BGW üben Kritik am neuen Verfahren

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Der Energiepass kommt. Von Januar 2006 an soll er Mietern oder Käufern Auskunft darüber geben, welche Nebenkosten bei Anmietung oder Erwerb einer neuen Bleibe auf sie warten.

Die Hausbesitzerorganisation Haus & Grund Bielefeld, aber auch große Wohnungsgesellschaften wie die BGW haben Zweifel an der Aussagekraft des Passes und fürchten hohe Kosten. Die Einführung des Ausweises geht auf eine Richtlinie der Europäischen Union zurück. Er soll ein standardisierter Qualitätsnachweis sein.
Aber um die Standards gibt es neun Monate vor Inkrafttreten der Neuregelung heftigen Streit. »Gibt es eine ingenieurtechnische Untersuchung, bei der das gesamte Gebäude in Augenschein genommen wird, kommen auf unser Unternehmen Mehrkosten von 400 000 bis 600 000 Euro zu«, sagt BGW-Chef Norbert Müller. Eine Einzelanalyse könnte je nach Gebäudegröße mit 500 bis 1000 Euro zu Buche schlagen. Müller würde genauso wie Jürgen Upmeyer, Geschäftsführer von Haus & Grund Bielefeld, ein verbrauchsabhängiges Verfahren bevorzugen. »Dabei können die für die Nebenkostenabrechnungen erstellten Daten als Grundlage verwendet werden«, erläutert Upmeyer. Das wäre preisgünstiger und aus Vermietersicht genauso aussagekräftig.
Der Bundestag muss noch entscheiden und auch der Bundesrat beteiligt werden. Es kann sein, dass der Zeitplan eng wird. »Wir werden aber für unsere Neumieter rechtzeitig entsprechende Pässe bereit halten«, verspricht Müller. Nach den Vorstellungen der Deutschen Energieagentur (DENA) soll der Energiepass ähnlich aufgebaut sein wie die Klassifizierungen, die die Verbraucher vom Kauf »weißer Ware« (Kühlschränke, Waschmaschinen) kennen. Auch diese Produkte sind in Energieeffizienzklassen eingeteilt. Bei Gebäuden könnten Einstufungen von A für energiesparend konzipierte Neubauten bis I für Gebäude, die über keinerlei Wärmeschutz und eine veraltete Heizung verfügen. Ausgestellt werden sollen die Energiepässe nach den Vorstellungen der DENA vor allem von Architekten und Ingenieuren mit Zusatzqualifikationen.
Entsprechen die Angaben im Energieausweis nicht den tatsächlichen Gegebenheiten, könnten Mieter oder Käufer Ansprüche daraus ableiten, fürchtet Haus & Grund. Eine Prozessflut um Nebenkostenabrechnungen wäre die Folge.
Die Verbraucherverbände begrüßen die Einführung des Energiepasses. Er könne zu einer wichtigen Entscheidungshilfe für Mieter und Käufer werden, aber auch zu einem Instrument, mit dem sich Verkäufer und Vermieter auf dem Markt profilieren könnten.

Artikel vom 10.03.2005