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Golden Girls werden
zu Silber-Mädchen

Nach Disls Strafrunde folgt die Aufholjagd von Apel

Hochfilzen (dpa). Ausgerechnet die »Golden Girls« von Salt Lake City haben die Siegesserie der deutschen Biathletinnen bei den Weltmeisterschaften nicht fortsetzen können und mussten sich in Hochfilzen mit Silber trösten.

Mit dem zweiten Platz hinter dem neuen Titelträger Russland und vor Weißrussland blieben Uschi Disl (Moosham), Katrin Apel (Frankenhain), Andrea Henkel (Großbreitenbach) und Kati Wilhelm (Zella-Mehlis) aber in der Erfolgsspur und gewannen die vierte WM-Medaille im vierten Rennen. »Ich bin überhaupt nicht unzufrieden. Das Ergebnis geht in Ordnung und ist mehr, als wir nach Uschis Runde befürchten mussten«, sagte Bundestrainer Uwe Müßiggang.
Die Russinnen, die in der Saison bereits drei der vier Staffel- Rennen gewonnen hatten, mussten bei ihrem 12. WM-Staffelsieg vor der Rekordkulisse von 14112 Zuschauern nur sieben Mal nachladen. Schlussläuferin Olga Saizewa lief deshalb ganz entspannt mit der Nationalflagge in der Hand nach 1:13:44,4 Stunden zum souveränen Start-Ziel-Sieg. Das deutsche Quartett, für das Uschi Disl eine Strafrunde drehen musste, lag nach den 4 x 6 Kilometern bei Kaiserwetter 41,4 Sekunden zurück. Weißrussland war 53,2 Sekunden langsamer gewesen.
Startläuferin Uschi Disl fand ihre Vorstellung »zum schämen«. Sie habe beim Stehendschießen »Knieschwammerl« gehabt und entschuldigte sich bei den anderen, nachdem sie mit allen drei Reservepatronen die letzte Scheibe nicht umpusten konnte. »Ich war unendlich nervös, wollte es besonders gut machen. Es tut mit leid für die anderen«, bemerkte die 34-Jährige, die nach sechs Nachladern und einer Strafrunde nur als 13. mit fast aussichtslos erscheinenden 1:07 Minuten Rückstand gewechselt hatte.
Dann schaffte Katrin Apel als »Mutter des Erfolgs« auf alten Ski mit einem wahren Sturmlauf die schnellste Rundenzeit und die drittbeste des Tages. Sie wechselte als Zweite. »Vor dem Stehendschießen war mir mulmig«, gab sie anschließend freimütig zu, »zumal ich auch im Training nicht so toll geschossen habe«, fügte sie an - und tauschte im Ziel für die Fotos die Ski. »Gelaufen bin ich Alte, die bereits aussortiert waren. Gestern habe ich sie wie neu schleifen lassen. Und heute waren sie super«, jubelte die Thüringerin. Nur 27,9 Sekunden hinter den Russinnen schickte sie Andrea Henkel auf die dritte Schleife.
Die Einzelweltmeisterin musste liegend ein Mal nachladen. »Das war ärgerlich«, meinte die Kleinste des Quartetts. Deshalb sei sie noch konzentrierter zum zweiten Mal an den Schießstand gelaufen, den sie nach einer Schnellfeuereinlage fehlerfrei wieder verließ. »Das musste ich aber auch«, grinste sie nach dem Wechsel mit 46,5 Sekunden Rückstand.
Kati Wilhelm wollte beim Liegendschießen angreifen, musste das aber nach drei Fehlschüssen abschreiben und sogar die Weißrussin Olena Zubrilowa passieren lassen. »Stehend wollte ich das Silber nach hinten absichern«, erzählte sie. Dabei hatte sie auf den letzten zwei Kilometern noch eine Zittereinlage zu überstehen. Beim allerletzten Anstieg verhakte sie sich mit dem Stock, öffnete dabei aus Versehen den Schuh. »Das war ein Schreck, denn es fehlte die Stabilität am Fuß. Doch zum Glück war es ja nicht mehr weit ins Ziel«, strahlte sie und war »total glücklich«.
Bronze ging nach einen Patzer von Zubrilowa an Weißrussland.

Artikel vom 12.03.2005