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»Vertrauen auf Verdacht« lautet das Lebensmotto

Kabarettist Frank-Markus Barwasser als Erwin Pelzig zu Gast

Von Thomas Bertz (Text und Foto)
Bielefeld (WB). »Die Welt steckt in der größten Vertrauenskrise ihrer Geschichte«, sagt der Kabarettist Frank-Markus Barwasser, der derzeit mit seiner Figur Erwin Pelzig die Bühnen der Republik bereist. Jetzt machte der 45 Jahre alte Franke auf Einladung des Jugendkulturrings in Bielefeld Station.

»Vertrauen auf Verdacht« heißt deshalb Pelzigs Lösung und ist gleichzeitig auch der Titel der Tour. Denn heute könne man in Deutschland nur noch auf Nivea, 4711 und Maggi vertrauen. Und den Verantwortlichen für den Niedergang der Republik - »Wir sind überall Schlusslicht. Wir sind ein Land von 80 Millionen Bremsleuchten« - hat Pelzig alias Barwasser auch gefunden: »Schuld ist immer der Ölpreis oder es ist Ländersache.« Einer von vielen Running-Gags, die der Kabarettist in breitestem Fränkisch immer wieder einstreute. Das ist auch eine der Stärken im mehr als zweistündigen Programm: Immer wieder greift Pelzig bekannte Kalauer auf und streut sie passend oder unpassend ein: Die überfetten deutschen Kinder, die jungen Männer mit Bluthochdruck - sie brachten die Lachmuskeln der gut 500 Zuschauer in der Aula des Gymnasiums am Waldhof in Wallungen.
Längen bekam das Programm, als sich Frank-Markus Barwasser gleich drei Rollen vornahm: Als Dr. Göbel und Hartmut sowie Erwin Pelzig begeisterte er zwar mit dem pfeilschnellen Wechsel von Grimasse, Stimme und Einstellung zur Welt, gleichzeitig fehlte aber die Spritzigkeit und die boshafte Analyse des Zeitgeistes, die Barwasser in seiner Rolle als Pelzig bissig präsentierte.
Was bleibt vom Abend hängen? Frank-Markus Barwasser ist als Erwin Pelzig ein hochkarätiger Kabarettist, wenn die Deutsche Bahn einen Sympathieträger für die Werbung sucht, dann müsste schon Nelson Mandela bereit stehen und der Verzehr von 5 000 Fleischsalatbrötchen ist genauso gefährlich wie ein halber Tag in Bogota oder drei Stunden Autofahrt nach Bad Berleburg. Na denn: Viel Vertrauen!

Artikel vom 11.03.2005