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Höhere Preise in
Sanitätshäusern

Innung: Festbeträge sind zu niedrig

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Bei Hilfsmitteln wie Einlagen und Kompressionsstrümpfen kassieren Sanitätshäuser und Orthopädietechniker Patienten angeblich seit Januar »kräftig ab«. Das hat gestern die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf behauptet.

Der Obermeister der Innung für Orthopädietechnik im Regierungsbezirk Detmold, Joachim Wahrendorff, wies die Vorwürfe zurück. Bis Ende vergangenen Jahres unterschieden sich die Zuschüsse der Krankenkassen für Hilfsmittel je nach Bundesland. Seit Januar zahlen AOK und Co. den Versicherten einheitliche Festbeträge.
Nach Beobachtung der Verbraucherschützer verlangen Sanitätshäuser »saftige Aufschläge« von bis zu 50 Prozent, obwohl sie ihre Leistung zu den Festpreisen erbringen könnten. »Kompressionsstrumpfhosen kosten plötzlich 30 Euro und Maßanfertigungen 60 Euro Preisaufschlag mehr«, fasste Wolfgang Schuldzinski von der Verbraucherzentrale seine Beobachtungen zusammen. Menschen mit künstlichem Darmausgang müssten bis zu 620 Euro im Jahr aus eigener Tasche aufbringen. Die Krankenkassen seien jetzt gefordert, sagte Schuldzinski dieser Zeitung: »Sie stehen in der Pflicht, dem Versicherten die Grundversorgung zum Festbetrag zu ermöglichen.«
Dagegen wies der Obermeister der Innung für Orthopädietechnik für den Regierungsbezirk Detmold, Joachim Wahrendorff, darauf hin, dass die Festbeträge der Kassen für Hilfsmittel in NRW »durchgängig um 30 Prozent« gesunken seien. Die gut 40 orthopädietechnischen Betriebe und Sanitätshäuser in OWL müssten die »Differenz zum Vertragspreis im Vorjahr« aufschlagen, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Bei der Standardversorgung betrage die zusätzliche Belastung für die Kunden etwa 10 bis 20 Euro. Die Ersatzkrankenkassen hätten selbst erkannt, wie heikel die neuen Festbeträge sind, betonte Wahrendorff: »Sie haben am 28. Dezember erklärt, die alten Vertragspreise gelten zu lassen.« Die Versicherten würden die höheren Preise akzeptieren. Dagegen berichtete die Verbraucherzentrale von zahlreichen Beschwerden.

Artikel vom 10.03.2005