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Der Streik im Hühnerstall
Wie die Hennen ohne Osterhasen auskommen wollten
Was passiert eigentlich, wenn Hühner vor Ostern mal selber Osterhasen sein wollen? Viel - lest mal selbst.
Paula Pock flatterte empört im Hühnerstall herum und gackerte: »Mädels, so langsam habe ich den Schnabel voll vom Osterhasen. Wir machen hier die ganze Arbeit und nur der olle Langohr bekommt das Lob!«
»Du hast Recht!«, stimmte ein anderes Huhn ihr zu. Pia Pick nickte ebenfalls und sagte: »Nur weil er unsere liebevoll gelegten Eier ein bisschen bemalt, ist er noch lange kein Held. Eierlegen ist die wahre Kunst. Verzieren und Verstecken kann doch jeder.« »Ga-ga-ganz genau«, ergänzte Gabi Gack und schlug vor, die Sache mit den Ostereiern dieses Jahr selber in die Hand zu nehmen. Kurzerhand beschloss die aufgehetzte Hühnerhorde einen Osterhasen-Belieferungsstreik und gestaltete den Stall in eine Fabrik um.
Farbtöpfe wurden unter der Hühnerleiter aufgereiht, Pinsel und Schablonen bereitgelegt. »Folgendermaßen«, verkündete Paula Pock, »damit das ganze auch zügig abläuft, hockt ihr Euch zum Eierlegen auf die Leiter. Die Eier fallen dann direkt in die Farbtöpfe und schon sind sie bunt. Anschließend malen wir noch ein paar Punkte oder Kreise drauf und fertig ist das Osterei!«
Beifall ertönte, denn der Plan schien den Hühnern genial. Wie beschlossen begaben sich die ersten Hennen auf Position und legten ihre Eier. Pia Pick begann, doch leider verfehlte sie den Eimer knapp. Mit Plitsch und Platsch schossen auch die Eier von Frieda Feder und Froni Flatter am Ziel vorbei. »So geht es nicht!«, maulte Paula Pock und schob die Eimer näher zusammen. Doch auch die Eier, die die Eimer trafen, zerplatzen allesamt. »Na-na-nein!«, gackerte Gabi Gack und änderte die Pläne um. Die Eier wurden wieder herkömmlich gelegt und dann in mühevoller Handarbeit bemalt. Von morgens bis abends hockten die Hühner nun in einer Reihe und legten und färbten und verzierten die Eier. Mit aller Kraft versuchten sie ihre erste eigene Ostereierkollektion fertig zu stellen, doch der Stress schlug ihnen gehörig aufs Gemüt. Mürrisch bemalten sie die Eier nach ein paar Tagen nur noch einfallslos. Sie bekamen Magenschmerzen und Migräne, fraßen kaum noch und legten immer kleinere Eier. Kurz vor Ostern blickten sie auf einen Haufen verbeulter, mickriger Eier, die verschmiert oder angeknackst da lagen und weder schön noch appetitlich wirkten.
»I-I-Ich glaube, wir sollten die Fabrik einfach schließen«, piepste Gabi Gack mit leiser Stimme. Paula Pock seufzte und stimmte zu. »Vielleicht sollten wir jemanden um Hilfe bitten, sonst gibt es dieses Jahr zu Ostern keine Eier.« Einstimmig riefen sie den Hasen.
»Ich freue mich, dass ich Euch doch helfen darf!«, sagte dieser, »ohne Eure Eier bin ich einfach kein Osterhase.« Da freuten sich die Hühner. Sie kamen sich nützlich vor und überließen dem Hasen wieder die Gestaltung der Eier. Selbst aus den kleinsten Eiern holte der noch das Beste heraus. Das Osterfest war gerettet.
Seitdem arbeiteten Hühner und Hase wieder Pfote in Flügel zusammen. Jeder tut das, was er am besten kann. Denn so geht es gemeinsam nicht nur einfacher, sondern richtig gut.

Artikel vom 25.03.2005