10.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein Hauch von Hollywood

Premiere des Musical »Ludwig2« an diesem Wochenende in Füssen

Füssen (dpa). Bei der Premiere des neuen Ludwig-Musicals am 11. März in Füssen wird ein Hauch von Hollywood durch die Kulissen wehen.

Die Geschichte vom Leben und Sterben des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II. orientiert sich zwar an historischen Quellen. Für die Präsentation von »Ludwig2« aber haben die neuen Produzenten Profis aus Los Angeles und vom Broadway engagiert. Das erste Musical »Sehnsucht nach dem Paradies«, das im April 2000 uraufgeführt worden war und inzwischen durch Insolvenz verstummt ist, klang wie eine romantische Oper. Das neue Stück, das der Wiesbadener Produzent Gerd Fischer und eine Allgäuer Investorengruppe auf die Bühne bringen, soll eine Show werden mit einem Sound im Stil von Filmmusik.
Für Glamour auf der Bühne hätte Weltstar Geraldine Chaplin sorgen sollen. Doch die Diva, die nach einem Besuch in Füssen vor lauter Begeisterung notfalls sogar einen Stuhl spielen wollte, sagte in letzter Minute ab. An ihrer Stelle lässt sich Christine Kaufmann als Engel am Seil durch die Kuppel des Festspielhauses Neuschwanstein ziehen. André Eisermann, der für die Hauptrollen in den Filmen »Kaspar Hauser« und »Schlafes Bruder« mit Preisen überhäuft wurde, wird in Füssen Ludwigs Bruder Otto spielen.
Nicht weniger prominent ist die Gästeliste zur Premiere. Das halbe bayerische Kabinett wird sich mit Prominenz aus Wirtschaft und Showbiz die Königsloge teilen.
Das Bühnenbild geizt nicht mit Effekten. Vier Meter hohe Skelette ziehen den Blick der Zuschauer auf die tragische Figur des Bayernkönigs und seinen mystischen Tod. Für eine Liebesszene mit Österreichs Kaiserin Sissy tauchen 14 000 Rosen die Bühne in ein Blütenmeer. Der Designer Michael Curry, der schon den Musical-Hit »König der Löwen« gestaltet hat, lässt die Schauspieler beim Finale in einer akrobatischen Körper-Architektur das Märchenschloss Neuschwanstein nachbilden. Die einzelnen Musikstücke stammen aus der Feder von Konstantin Wecker und dem Spezialisten für Hollywood-Filmmusik Christopher Franke. Der Brite Nic Raine, der schon als Arrangeur für Paul McCartney und mehrere James-Bond-Filme gearbeitet hat, fügte sie zu einem harmonischen Ganzen zusammen.
»Statt der üblichen zwei Jahre Vorbereitungszeit für ein neues Musical hatten wir nur sieben Monate. Dementsprechend läuft alles in ordentlichen chaotischen Bahnen«, schildert Dramaturg Klaus Naseband die Hektik der letzten Tage bis zur Uraufführung. In 26 Szenen treten 30 Schauspieler und Sänger in 150 Kostümen auf. Im Orchestergraben sitzen zehn Musiker, die als Solisten den von einem Prager Orchester eingespielten Soundtrack ergänzen. Im Sommer sollen an sechs Tagen in der Woche sieben Vorstellungen gegeben werden, im Winter an vier Tagen fünf.
Der Wiesbadener Produzent Gerd Fischer, der als Mitgesellschafter auch den wirtschaftlichen Erfolg des Musicals im Auge hat, gibt unumwunden zu, dass es leicht sei, mit fremdem Geld umzugehen. »Hier aber steckt mein eigenes Geld drin«, sagt Fischer, deshalb spiele das Kostenbewusstsein in seinem Theater eine Hauptrolle.

Artikel vom 10.03.2005