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Das Hofquiz fordert selbst die Lehrer

Betrieb Dingerdissen wird zum Klassenzimmer - 19 Referendare erkunden Stall und Acker

Von Elke Wemhöner (Text)
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Ubbedissen (WB). Mit der Premiere waren gestern alle sehr zufrieden. 19 angehende Biologie-Lehrer lernten einen Schweinemastbetrieb kennen und überprüften beim Hofquiz ihr Wissen rund um Viehzucht und Ackerbau. Für Landwirt Heinrich Dingerdissen, den Gastgeber, sind solche Ortstermine ein ausbaufähiger Weg, um über die Schulen Werbung für seinen Berufsstand und dessen Produkte zu machen.

Praktische Kleidung und festes Schuhwerk war gestern Standardausrüstung, doch vor dem Gang in den Schweinestall mussten alle in Schutzanzüge und Schuhüberzieher schlüpfen. »Vorschrift für Mastbetriebe«, erklärte Dingerdissen. Er hatte aber eigens dafür gesorgt, dass die Besucher hautnahen Kontakt zu einem jungen Borstenvieh bekamen. Dazu die Quizfrage: Was wiegt das Tier? Und auch im Pferdestall, wo drei Pensionstiere stehen, forderte der Fachmann seine Zuhörer: Wieviel Hafer und Stroh braucht ein Pferd am Tag?
Ganz ohne Berührungsangst, dafür aber mit einer großen Portion Wissbegierde ausgestattet, folgte das Fachseminar Biologie für die Sekundarstufe I dem Landwirt durch Ställe, Scheunen und auf den Acker. »In Zeiten, in denen Kinder bei Waldtieren nur an das niedliche Bambi denken und Kühe lila sind, kommt Schule eine wichtige Aufgabe zu«, fasste Seminarleiter Günter Ober recht drastisch zusammen. Für ihn, als Mann der Praxis einerseits und Ausbilder andererseits, muss die Chance genutzt werden, die Landwirtschaft und ihre Aufgaben aber auch den Kreislauf der in Deutschland produzierten Lebensmittel wieder zum Thema zu machen. Er beklagt, dass die Brücken zwischen Landwirtschaft und Konsumenten eingebrochen seien. Einen Hof als Klassenzimmer zu nutzen, sei ein guter Weg, um diese Brücken wieder aufzubauen.
Bei Heinrich Dingerdissen, nicht nur ein streitbarer Vertreter seines Berufsstandes, sondern auch Öffentlichkeitsvorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Bielefeld, lief Günter Ober mit diesem Anliegen geradezu offene Scheunentore ein. »Wir haben eine Liste von Betrieben parat, auf denen Schulklassen willkommen sind«, betonte er. Angehenden Lehrern die Möglichkeiten des Lernortes Bauernhof zu zeigen, ist für ihn ein guter Weg dahin.

Artikel vom 10.03.2005