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Trainer Behle rechnet ab

Filbrich darf feiern, Sachenbacher vergeht die Freude

Oslo (dpa). Jens Filbrich feierte nach dem Ritterschlag im Langlauf-Mekka am Holmenkollen ausgelassen in seinen 26. Geburtstag hinein, Evi Sachenbacher war die Freude über Platz neun im 30-km-Rennen angesichts einer Generalabrechnung von Bundestrainer Jochen Behle schnell vergangen.
Mit seinem zweiten Platz im 50-km-Klassiker sorgte Filbrich für das herausragende Ergebnis der deutschen Langläufer beim Weltcup in Oslo und bereitete sich selbst das schönste Geschenk. »Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich bin überglücklich, denn ich hatte nie geglaubt, hier einen Podestplatz schaffen zu können«, sagte Filbrich.
In 2:10:53,1 Stunden musste der zweimalige Vize-Weltmeister aus Frankenhain nur dem Esten Andrus Veerpalu (2:10:25,2) den Vortritt lassen. Filbrich war ab Kilometer 20 vorn dabei. Auf der Schlussrunde lief er zu dem eine Minute vor ihm gestarteten Frode Estil (Norwegen) auf und im Windschatten des Weltmeisters die entscheidenden Sekunden im Fernduell mit dessen drittplatziertem Landsmann Odd-Björn Hjelmeset heraus. »Als ich Estil sah, habe ich noch einmal Flügel bekommen«, erzählte Filbrich, der WM-Silber mit der Staffel und im Team-Sprint gewann. »Die Medaillen sind von der Wertigkeit höher einzuschätzen, aber das heute war wie ein kleiner Ritterschlag«, erklärte Filbrich.
In der Weltcup-Gesamtwertung führt weiterhin Axel Teichmann (Lobenstein) mit 548 Punkten vor dem Norweger Tor-Arne Hetland (507). Teichmann greift nach überstandener Grippe erst am Samstag in Falun im letzten Saisonrennen (Doppelverfolgung) wieder ins Geschehen ein und will als zweiter deutscher Langläufer nach René Sommerfeldt (2004) den Gesamtsieg perfekt machen.
Das Damen-Rennen über 30 km entschied die als Gesamtsiegerin feststehende Norwegerin Marit Björgen in 1:23:58,1 Stunden für sich. Claudia Künzel (Oberwiesenthal) wurde mit 2:29,8 Minuten Rückstand Sechste, Evi Sachenbacher (Reit im Winkl/+3:16,4) Neunte. Vor dem Rennen rechnete Bundestrainer Behle mit der in dieser Saison weit hinter den Erwartungen gebliebenen Bayerin schonungslos ab. »Sie ist nicht fähig zur Selbstkritik und fügt sich nicht in die Mannschaft ein. Das liegt nicht an den anderen, die gehen auf sie zu. Aber es kommt nichts zurück«, sagte Behle über Sachenbacher, der er zudem eine falsche Saisonvorbereitung vorwarf: »Sie ist oft schon müde angereist. Zudem war sie oft krank und damit besonders anfällig. Mich interessiert nicht, ob jemand krank ist, sondern warum.«
»Ich denke nicht, dass ich überlastet gewesen bin. Am Training hat es nicht gelegen, sondern an der Krankheit zu Saisonbeginn«, wies Sachenbacher die Kritik zurück. Nach dem Saisonfinale steht nun eine Aussprache zwischen Behle, Sachenbacher sowie deren Heimtrainer Wolfgang Pichler an.

Artikel vom 14.03.2005