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»Das trifft den Nerv unserer Zeit«

»Katze auf dem heißen Blechdach« hat Premiere im Theaterlabor Tor 6

Bielefeld (WB/mzh). Es ist der Renner der Saison: Tennessee Williams' Drama um Lebenslügen und Heuchelei zieht die Besucher in Scharen ins Theater. In Bielefeld hat »Die Katze auf dem heißen Blechdach« ihren Premierenauftritt an diesem Samstag, um 19.30 Uhr im Theaterlabor Tor 6.

An Big Daddys 65. Geburtstag zerfällt die Familie Pollitt, und den Abschied von einem ganz Großen wird es auch in Bielefeld geben: Klaus Lange, der vor 30 Jahren in Tennessee Williams' »Glasmenagerie« am Teuto debütierte und 1988 den Karrieristen Gooper in der »Katze« spielte, reißt ein gewaltiges Loch ins Ensemble, wenn er am Ende der Saison in den Ruhestand geht. Um so schöner, dass die Zuschauer den Klasseschauspieler vor seinem Good-bye noch als Big Daddy zu sehen kriegen.
Fans von Elizabeth Taylor und Paul Newman erinnern sich: Der krebskranke Südstaatenmogul Pollitt (im berühmten Film von Burl Ives gespielt) wird seinen 66. Geburtstag nicht mehr feiern können. Sein älterer Sohn Gooper und dessen Frau Mae spekulieren auf das Erbe, das Big Daddy jedoch seinem zweiten Sohn Brick zugedacht hat. Der wiederum hat sich in seinem Lebensekel in den Alkohol geflüchtet - nur seine willensstarke Frau Maggie hat die Kraft, um eine glückliche Zukunft zu kämpfen.
»Die Katze auf dem heißen Blechdach« ist nicht nur gut geschriebene Weltliteratur. »Das vor genau 50 Jahren uraufgeführte Stück trifft den Nerv unserer Zeit, weil es einen Großteil auch heute aktueller Konflikte anspricht«, sagt Dramaturg Gerd Muszynski. Und Regisseur Kay Neumann freut sich, dass die Ära der kühl ironisierten Figuren ihrem Ende zugeht: »Das Publikum will wieder Erzählungen, was mir sehr entgegenkommt: Meine Inszenierung bleibt nah am Text.«
Am Kampf um Wahrhaftigkeit, an der Auseinandersetzung mit den eigenen Lebenslügen nehmen in Bielefeld teil: Ines Buchmann als Maggie, Florian von Manteuffel als Brick, Thomas Wolff als Gooper und Carmen Priego als Goopers Frau Mae. Therese Berger spielt die Big Mama, und Benjamin Armbruster ist in der Rolle des Doktor Baugh zu sehen.
Nach der Premiere stehen weitere Vorstellungen am 15. bis 19. März, am 19., 22. und 25. März, am 3., 5./6. und 8. bis 10. April sowie am 13. bis 15. April fest. Weitere Aufführungen sind geplant.

Artikel vom 12.03.2005