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Jugendamt

Nach dem Fall Jessica


Hamburg (ddp). Nach dem Tod der siebenjährigen Jessica, die in der Wohnung ihrer Eltern verhungerte, hat Hamburgs Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (parteilos) Fehler in ihrer Behörde eingeräumt. Es sei falsch gewesen, nicht das Jugendamt zu informieren, sagte Dinges-Dierig gestern.
Bei der schulpflichtigen Jessica hatte ein Mitarbeiter der Schulbehörde dreimal vergeblich vor Ort versucht, Kontakt zu der Familie aufzunehmen. Er sei dann von einer falschen Meldeadresse des Kindes ausgegangen. Künftig sollen Mitarbeiter der Schulbehörde ein nicht eingeschultes Kind sofort dem Jugendamt melden. Zudem will der Senat der Bürgerschaft vorschlagen, das Schulgesetz um die Norm »Schulzwang« zu ergänzen. Damit sollen Kinder, die der Schule fernbleiben, mit Hilfe von Vollstreckungsbeamten vorgeführt werden können. Jessica war vergangene Woche im Stadtteil Jenfeld tot aufgefunden worden. Bei ihrem Tod wog sie noch neuneinhalb Kilogramm. Gegen die festgenommene Mutter (35) und ihren Lebensgefährten (49) wird wegen Verdachts auf Totschlag durch Unterlassen ermittelt. Den Eltern von Jessica droht eine bis zu lebenslange Gefängnisstrafe.

Artikel vom 09.03.2005