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Verloren und alles gewonnen

Trotz des 0:1 gegen FC Arsenal: Bayern München steht im Viertelfinale

London (dpa). Besiegt und doch der Gewinner: Auch ohne Erfolgsgarant Roy Makaay hat sich der FC Bayern München erstmals seit drei Jahren das Viertelfinale der Champions League gezittert und damit die totale Pleite der deutschen Clubs im Europacup verhindert.

Dank des 3:1 aus dem Hinspiel behielt der deutsche Rekordmeister im Achtelfinal-Duell gegen den FC Arsenal London trotz der 0:1 (0:0)-Niederlage im Highbury-Stadion die Oberhand.
Vor 35 463 Zuschauern erzielte Thierry Henry in der 66. Minute das Tor zum glücklichen Sieg für die »Gunners«. Zwei Minuten vor Schluss verhinderte Oliver Kahn mit seiner Parade gegen Kolo Toure den drohenden K.o. der Münchner. Im ersten Viertelfinalspiel müssen die Bayern auf Martin Demichelis verzichten, der seine dritte Gelbe Karte sah.
Nach dem Motto Angriff ist die beste Verteidigung lieferten die Bayern mit dem Zwei-Tore-Polster im Rücken in der »Hölle von Highbury« lange Zeit eine konzentrierte und abgeklärte Vorstellung, der lediglich die Krönung in Form eines Tores versagt blieb.
»Wir haben keinen Bammel. Wir wollen hier nicht nur mitspielen, wir wollen gewinnen«, hatte Trainer Felix Magath vorher als Marschroute ausgegeben. Mit dem Einsatz von Paolo Guerrero als Sturmpartner von Claudio Pizarro bewies der Bayern-Trainer auch selbst Mut. Der Youngster aus Peru bot als Vertreter des verletzten Torjägers Roy Makaay eine ordentliche Leistung, ließ aber die Kaltschnäuzigkeit des Niederländers vermissen.
Wer von Beginn an einen bedingungslosen Sturmlauf des FC Arsenal erwartet hatte, wurde überrascht. Denn nicht der Tabellen-Zweite der Premier League, sondern die aggressiv und bissig in die Zweikämpfe gehenden Münchner bestimmten zunächst Tempo und Rhythmus des Spiels und hielten den Ball mit Erfolg vom eigenen Strafraum fern.
Der 13fache englische Meister versuchte sein Glück meist mit hohen Bällen in die Mitte, die die sichere Bayern-Innenverteidigung mit Robert Kovac und Lucio kaum vor Probleme stellten. Patrick Vieira lieferte sich im Mittelfeld erbitterte Duelle mit Michael Ballack und steigerte sich bei den Londonern nach schwachem Beginn in der Rolle des Spielgestalters. Bis zur 40. Minute war Kahn beschäftigungslos, dann verbuchte der Bayern-Keeper im Duell mit seinem kaum geprüften Nationalmannschaftskollegen Lehmann den ersten Erfolg, als er einen Schuss von Henry aus spitzem Winkel meisterte. Der Torjäger hatte sich am linken Flügel gegen Lucio und Sagnol durchgesetzt.
Obwohl die Gastgeber nach Wiederbeginn den Druck erhöhten, behielt die Defensive der Bayern zunächst noch die Übersicht. Zu ihrer zweiten Torchance kamen die »Gunners«, als ein Schuss von Vieira (54.) knapp am Tor vorbeiflog. Zwölf Minuten später fiel wie aus heiterem Himmel die Führung für Arsenal. Als sich Lucio nach einem weiten Pass von Ashley Cole verschätzte, hatte Henry plötzlich freie Bahn und ließ Kahn keine Chance. Den Ausgleich verhinderte wenig später Lehmann (75.), als er einen Schuss von Michael Ballack reaktionsschnell über die Latte lenkte, später auch gegen Pizarro rettete.
Arsenal: Lehmann - Laurén, Touré, Senderos, Cole - Vieira, Flamini (64. Fabregas) - Ljungberg (80. Van Persie), Reyes (63. Pires) - Bergkamp, Henry
Bayern München: Kahn - Sagnol, Lucio, Kovac, Lizarazu - Demichelis - Deisler (73. Zé Roberto), Salihamidzic (90./+2 Hargreaves) - Ballack - Pizarro, Guerrero (85. Linke)
Schiedsrichter: de Santis (Italien)
Zuschauer: 35 463
Tor: 1:0 Henry (66.)
Gelbe Karten: Bergkamp, Touré, Fabregas / Demichelis, Salihamidzic, Ballack, Lizarazu

Artikel vom 10.03.2005