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Das Werder-Wunder bleibt aus

Deutscher Meister blamiert sich beim französischen Champion Lyon

Lyon (dpa). Aus dem erhofften Fußball-Wunder wurde für Werder Bremen eine Blamage.

Zwei Wochen nach dem 0:3 im Weserstadion erlebte der deutsche Meister mit dem 2:7 (1:3) im Rückspiel bei Olympique Lyon ein Debakel und verabschiedete sich bereits im Achtelfinale aus der Champions League. Im Stade Gerland kassierten die Bremer durch Tore des nicht zu bremsenden Sylvain Wiltord (8./55./64.), Mickael Essien (17./30.), Florent Malouda (60.) und Jeremy Berthod (80./Foulelfmeter) ihre höchste Europapokal-Niederlage seit 1994 (0:5 gegen den FC Porto). Johan Micoud (32.) und Valerien Ismael (57./Foulelfmeter) trafen für die in der Abwehr desolaten Bremer.
Dabei hatte Werder-Trainer Thomas Schaaf seiner Mannschaft, um das unmöglich Scheinende doch noch möglich zu machen, totale Offensive verordnet. Zum »K.u.K.«-Sturm mit Miroslav Klose und Ivan Klasnic gesellte sich mit Nelson Valdez ein dritter Angreifer, dafür blieb Tim Borowski zunächst auf der Bank. Doch das Konzept der Bremer, druckvoll zu spielen, um den Gegner zu Fehlern zu zwingen, wurde bereits nach acht Minuten durchkreuzt. Nach einem Stellungsfehler von Petri Pasanen hatte Wiltord freie Bahn zum Tor und ließ Andreas Reinke keine Chance.
Die geschockten Bremer antworteten mit zaghaften Angriffsversuchen, die jedoch meist schon weit vor dem gegnerischen Strafraum abgefangen wurden. Im Mittelfeld konnten Micoud und Fabian Ernst dem Offensivspiel ihrer gelähmt wirkenden Mannschaft kaum Impulse geben. Auf der anderen Seite hatte der Bundesliga-Dritte wie schon in der ersten Begegnung erhebliche Probleme mit den kombinationssicheren Franzosen, die mit schnellen Pässen immer wieder Breschen in die Abwehr schlugen. Allein Ismael behielt in der Vierer-Kette ein paar Mal die Übersicht und hatte auch in der Offensive gute Szenen.
Die Tore indes fielen weiter auf der Gegenseite. Nach einer Körpertäuschung nutzte Essien die Lücke und traf von der Strafraumgrenze aus ins Tor. 13 Minuten später tanzte der Ghanaer die Bremer Verteidigung einschließlich Torwart Reinke aus und vollendete zum 3:0. Zwei Minuten später kam Micoud im Strafraum frei zum Schuss und gestaltete das Resultat für die Bremer etwas freundlicher. Sportdirektor Klaus Allofs hatte zur Pause alle Hoffnung auf ein Weiterkommen aufgegeben: »Man muss anerkennen, dass der Gegner heute eine Nummer zu groß ist.«
Doch das Bemühen des deutschen Meisters - nun mit Borowski für Klose - um Schadensbegrenzung misslang. Die Akzente in einem hochklassigen Spiel setzte weiter die wie entfesselt aufspielenden Franzosen. Die mit 27 Treffern torgefährlichste Mannschaft im Wettbewerb hatte in Wiltord ihren herausragenden Akteur, der die Werder-Abwehr ein- ums andere Mal narrte und Reinke noch zwei Mal das Nachsehen gab. Da hatte der Treffer von Ismael nur noch statistischen Wert.
Olympique Lyon: Coupet - Diatta, Essien, Cris (63. Clement), Abidal - Juninho, Diarra, Berthod - Govou (74. Frau), Malouda - Wiltord (68. Nilmar)
Werder Bremen: Reinke - Stalteri (76. Davala), Ismael, Pasanen, Magnin - Baumann, Ernst - Micoud - Klose (46. Borowski), Valdez, Klasnic (69. Fahrenhorst)
Zuschauer: 38 922
Tore: 1:0 Wiltord (8.), 2:0 Essien (17.), 3:0 Essien (30.), 3:1 Micoud (32.), 4:1 Wiltord (55.), 4:2 Ismael (57./FE), 5:2 Malouda (60.), 6:2 Wiltord (64.), 7:2 Berthod (80./FE)

Artikel vom 09.03.2005