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Bayern errichtet ein Bollwerk

München verspricht Makaay den Erfolg in der »Hölle von Highbury«

London (dpa). Ausgerechnet an seinem 30. Geburtstag kann sich Roy Makaay nicht selbst mit einem Champions-League-Erfolg beschenken. Doch die Teamkollegen haben dem verletzten Torjäger des FC Bayern München den Einzug ins Viertelfinale versprochen.
»Es kann sein, dass wir im Highbury-Stadion durch die Hölle gehen, aber wir werden es schaffen«, versicherte Nationalspieler Bastian Schweinsteiger.
Allen voran Oliver Kahn wird sich heute (20.45 Uhr/Sat.1 und Premiere) extrem ins Zeug legen, denn der Kapitän möchte nach dem 3:1 im Hinspiel auf keinen Fall als Verlierer aus dem Achtelfinal-Duell mit dem FC Arsenal und Nationaltorhüter-Rivale Jens Lehmann hervor gehen. »Der Ausfall von Roy ist immer ein Problem«, meinte Kahn. Aber das sei nicht entscheidend: »In erster Linie wird es auf die Defensive ankommen. Denn ich erwarte einen Sturmlauf von Arsenal.«
Die Bayern schwören auf ihr neues Bollwerk um Kahn, die beiden Innenverteidiger Lucio und Robert Kovac sowie Mittelfeld-Abräumer Martin Demichelis. »Die Abwehr ist unser Prunkstück«, kommentierte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der prophezeite, dass Arsenal »wie die Hunnen über uns herfallen wird«.
»Wir haben endlich in die Mannschaft reingekriegt, dass alle nach vorne und nach hinten arbeiten müssen«, begründete Hasan Salihamidzic die neue Kompaktheit des Rekordmeisters. Und was doch aufs Tor kommt, soll Kahn entschärfen. »Wenn er so hält wie bisher, brauchen wir uns wenig Gedanken zu machen. Er ist in bestechender Form«, sagte Felix Magath. Der Trainer grübelte auf dem knapp zweistündigen Flug ins regnerische London weiterhin darüber, ob er nach dem Makaay- Ausfall wie gewohnt mit zwei oder nur einem Stürmer spielt.
Offenbar tendiert Magath gegen einen Systemwechsel und damit zur peruanischen Doppelspitze mit Claudio Pizarro und Paolo Guerrero. Für den Youngster machte sich Manager Uli Hoeneß stark: »Paolo ist für mich ein vollwertiger Stürmer. Und er kann vorne die Bälle gut halten.« Auch Pizarro mag nicht den Einzelkämpfer spielen: »Alleine ist es vorne nicht einfach. Da muss man viel laufen.«
Die Frage, wer hinten links in der Viererkette spielt, ist dagegen gelöst. Bixente Lizarazu zwickt es zwar noch in der Wade, »aber ich bin bereit«. Der Auftrag für die Abwehr lautet, Arsenal-Torjäger Thierry Henry zu stoppen. Drei Mal traf der Franzose gegen Portsmouth. »Wenn Henry einen guten Tag hat, kann er jede Mannschaft alleine abschießen«, warnte Nationalspieler Sebastian Deisler. Magath dagegen gab sich gelassen: »Auch ein Henry trifft nicht immer drei Mal in den Kasten.«
Obwohl das 3:1 aus dem Hinspiel »kein Ruhekissen« sei, wie Deisler betonte, sind die Bayern vom Erfolg überzeugt - zumal sie auf der Insel in der Champions League und dem Europapokal der Landesmeister noch nie verloren. »Wenn wir das 0:0 eine Stunde halten oder ein Tor machen, ist das Ding gelaufen«, glaubt Hoeneß, der aber warnte: »Zu Hause ist Arsenal eine Macht.«
Wie gefährlich die »Gunners« sind, haben einige Bayern-Profis schon am eigenen Leib erfahren. Beim 2:2 im Zwischenrundenspiel am 5. Dezember 2000 lagen Kahn und Co. nach Toren von Henry und Kanu nach 55 Minuten 0:2 zurück. Michael Tarnat und Mehmet Scholl sorgten damals mit ihren Toren noch für ein Happy End - und am Saisonende standen die Bayern in Mailand als strahlende Champions-League-Sieger da.

Artikel vom 09.03.2005