09.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Dittsche holt
den TV-Oscar

Grimme-Preis auch für »Wolfsburg«

Düsseldorf (dpa). Stefan Raab kann sich als einziger Vertreter des Privatfernsehens bei der 41. Grimme-Preisverleihung unter die Preisträger einreihen. Raab erhielt den Preis jedoch ausdrücklich nicht für seine Show »TV total«.
»Gold« für Benno Fürmann in »Wolfsburg«.
»Gold« für Nina Hoss im Drama »Wolfsburg«.
»Gold« für Olli Dittrich als »Dittsche«. Fotos: dpa

Ausgezeichnet wurde vielmehr sein Musik-Wettbewerb »SSDSGPS - Ein Lied für Istanbul«, der bei ProSieben ausgestrahlt wurde. Mit seiner »wunderbaren Leichtigkeit des Humors« habe Raab »dem Genre der Casting-Show Wiedergutmachung« angedeihen lassen, urteilte die Jury. Alle übrigen Grimme-Preise - sie gelten als der deutsche Fernseh-Oscar - gingen jedoch an Produktionen der öffentlich-rechtlichen Sender.
Die höchsten Auszeichnungen, nämlich Grimme-Preise mit Gold, sprach die Jury dem Drama »Wolfsburg« (ZDF/Arte) von Christian Petzold mit Nina Hoss und Benno Fürmann in den Hauptrollen sowie dem skurrilen wöchentlichen TV-Rückblick »Dittsche« (eine WDR-Produktion, heute um 0 Uhr auf Hessen 3 zu sehen) mit Olli Dittrich zu, teilte das Grimme-Institut gestern in Düsseldorf mit. »Ich finde das Milieu und solche Leute interessant«, sagte Dittrich, der als Arbeitsloser in einer Imbissbude seine sonderbare Weltsicht offenbart.
Das abgelaufene Fernsehjahr sei durch eine schwierige wirtschaftliche Situation und mit Sendungen wie der RTL-Dschungelshow durch eine »Entwicklung an die Grenzen des guten Geschmacks« gekennzeichnet gewesen, sagte Interims-Institutsleiter Friedrich Hagedorn.
Als einer der bemerkenswertesten Filme, so das renommierte Adolf-Grimme-Institut, wurde die ZDF-Produktion »kiss and run« geehrt. Der Film um Freundschaft und Liebe junger Menschen in einer Frankfurter Hochhaussiedlung überzeuge durch Frische und Witz und gelte als »wirkliche Entdeckung« des vergangenen Jahres.
Weitere Auszeichnungen gingen an den Hessen-Tatort »Herzversagen« mit Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf, der ARD-Film »Grüße aus Kaschmir« und die WDR-Polit-Runde »Hart aber fair« mit Moderator Frank Plasberg (heute um 20.15 Uhr).
Leer gingen dagegen vielbeachtete nominierte Groß-Produktionen wie »Stauffenberg«, »Spiele der Macht«, »Heimat 3« oder »Martin Luther King« aus. Insgesamt waren 620 Produktionen in Konkurrenz um die 17 Preise getreten.
Die »Besondere Ehrung« erhält bei der Grimme-Gala am 18. März in Marl der Musiker Klaus Doldinger. Er komponierte die Musik für Filme wie »Das Boot« und »Liebling Kreuzberg« sowie zum »Tatort«-Vorspann - und trug damit »maßgeblich zur Qualität und Entwicklung des Mediums Fernsehen« bei, begründete der Deutsche Volkshochschul-Verband als Mitträger des Grimme-Instituts seine Wahl.

Artikel vom 09.03.2005